Eine echte Sensation: Astronomen haben den ersten direkten Beweis für die kosmische Inflation gefunden – für die nur Sekundenbruchteile dauernde Phase direkt nach dem Urknall, in der das Universum exponentiell expandierte. Der Beweis versteckt sich in der Polarisation der Kosmischen Hintergrundstrahlung und wurde nun mit einem am Südpol stehenden Spezialteleskop erstmals nachgewiesen. Damit ist es Forschern gelungen, so weit in der Zeit zurückzublicken wie noch nie zuvor.
Vor knapp 14 Milliarden Jahren explodierte das Universum förmlich: In einer Phase überlichtschneller Expansion wuchs es von der kleinsten möglichen Größe auf kosmische Maßstäbe heran. Nur mit dieser in den 1980er Jahren von dem US-Physiker Alan Guth postulierten Inflation sind viele Eigenschaften des Universums erklärbar. Allerdings: Bisher fehlte der endgültige direkte Beweis, dass es eine solche Inflationsphase tatsächlich gab. Ein solcher Indikator wären Gravitationswellen, die die ultraschnelle Ausdehnung im Universum hinterlassen haben muss.
„Dieses Signal zu detektieren ist einer der wichtigsten Ziele der heutigen Kosmologie“, erklärt John Kovac vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, Leiter des BICEP2-Teams. Und genau diese Spuren solcher Gravitationswellen haben er und seine Mitforscher der BICEP2-Kollaboration jetzt erstmals entdeckt. Aufgespürt hat sie das BICEP2-Array, einem am Südpol stehenden Mikrowellen-Teleskop mit 512 supraleitenden und extrem heruntergekühlten Detektoren. Die Teleskope machen gezielt spezielle Merkmale der Kosmischen Hintergrundstrahlung sichtbar.
Spurensuche in der Kosmischen Hintergrundstrahlung
Diese Strahlung gilt als Relikt aus der Frühzeit des Universums. Denn sie wurde rund 380.000 Jahre nach dem Urknall frei, als sich die ersten Atome bildeten. Nach gängiger Theorie müssten sich die Gravitationswellen der Inflation im Polarisationsmuster dieser Strahlung niedergeschlagen haben – in der Schwingungsrichtung der Lichtwellen. „Wir haben nach einem bestimmten Typ der Polarisation gesucht, den sogenannten B-Modi“, erklärt Jamie Bock vom California Institute of Technology.