Potenzial zum „Game-Changer“: Forscher haben einen neuartigen Raumantrieb auf Iod-Basis entwickelt und erstmals erfolgreich in einem Satelliten getestet. Statt der bisher für Ionenantriebe gängigen Edelgase Xenon oder Krypton nutzt das neue System festes Iod. Dieses wird erhitzt, ionisiert und als Plasmastrom ausgestoßen. Weil Iod billig, reichlich verfügbar und einfacher zu handhaben ist als die Edelgase, könnte dies die Antriebstechnik für Satelliten-Konstellationen und Raumsonden revolutionieren.
Raumsonden und Satelliten bekommen ihren Schub heute oft nicht mehr von chemischen Treibstoffen, sondern elektrischen Systemen – meist in Form von Ionenantrieben. Bei diesen werden Strom und Magnetfelder eingesetzt, um ein Gas zu ionisieren, das resultierende Plasma durch elektrostatische Kräfte zu beschleunigen und mit hoher Geschwindigkeit auszustoßen. Solche Ionenantriebe sind effizient und benötigen wenig Treibstoff und Platz. Die meisten neueren geostationären Satelliten und einige Raumsonden nutzen deshalb schon solche Antriebe.

Das Problem jedoch: Der gängige Treibstoff für die Ionenantriebe ist meist Xenon. Dieses Edelgas ist aber auf der Erde extrem rar und seine Gewinnung teuer und begrenzt. „Mit dem Boom der Satelliten-Megakonstellationen könnte die Nachfrage nach Xenon das Angebot schon in den nächsten zehn Jahren überschreiten“, erklären Dmytro Rafalskyi vom französischen Startup „Thrust Me“. Zudem muss das Xenon an Bord in speziellen Hochdrucktanks gespeichert werden, wodurch aufwändige Technik nötig wird.
Festes Halogen statt Edelgas
Deshalb haben die Wissenschaftler nach einem Ionen-Treibstoff gesucht, der günstiger und einfacher handhabbar ist – und wurden beim Iod fündig. Dieses Halogen hat gegenüber dem Xenon gleich mehrere Vorteile. „Iod ist signifikant billiger und häufiger als Xenon“, erklärt Rafalskyi. Zudem ist Iod bei Temperaturen unter 100 Grad und Normaldruck fest und dreimal dichter als Xenon, so dass es nicht in Drucktanks transportiert werden muss.