Unsichtbarer Begleiter: Astronomen haben das erste inaktive stellare Schwarze Loch außerhalb der Milchstraße aufgespürt. Das unsichtbare Relikt eines massereichen Sterns liegt in der Großen Magellanschen Wolke, einem nahen Nachbarn unserer Galaxie. Das rund neun Sonnenmassen schwere Schwarze Loch verriet sich durch seinen Schwerkrafteinfluss auf einen hellen, massereichen Partnerstern. Spannend auch: Dieses Schwarze Loch könnte ohne Supernova direkt aus dem Kollaps seines Vorgängersterns entstanden sein, wie das Team in „Nature Astronomy“ berichtet.
Stellare Schwarze Löcher entstehen, wenn massereiche Sterne am Ende ihres Lebenszyklus in einer Supernova explodieren und ihr Kern kollabiert. Theoretisch müsste es Millionen solcher stellarer Schwarzer Löcher allein in unserer Milchstraße geben. Bisher konnten Astronomen aber nur wenige davon direkt nachweisen, die meisten verrieten sich durch die Gravitationswellen, die bei der Kollision zweier solcher Schwarzer Löcher freigesetzt werden.
Fahndung nach einem unsichtbaren Begleiter
Direkt bemerkbar machen sich solche stellaren Schwarzen Löcher meist nur dann, wenn sie aktiv Materie – beispielweise von einem Begleitstern – ansaugen. Dieses Material setzt dann energiereiche Röntgenstrahlung frei und verrät so die Existenz des unsichtbaren Partners. „Die wenigen bekannten röntgenhellen Doppelsysteme dieser Art sind aber nur die Spitze eines Eisbergs“, erklären Tomer Shenar von der Katholischen Universität Leuven in Belgien und seine Kollegen. Denn noch viel mehr stellare Schwarze Löcher sind wahrscheinlich inaktiv und daher auch im Röntgenbereich unsichtbar.

Nach genau solchen inaktiven Schwarzen Löchern haben nun Shenar und sein Team gesucht. Als Fahndungsgebiet wählten sie den Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke, der besonders viele massereiche Sterne und Doppelsternsysteme umfasst. Die Astronomen suchten dort sie gezielt nach Sternen, deren Bewegungen auf das Vorhandensein eines unsichtbaren, schweren Partners hindeuteten. Dafür werteten sie Daten des hochauflösenden FLAMES-Spektrografen am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile aus.