Jagd nach Supererden eröffnet: Auf dem Paranal in Chile haben Astronomen ein neue Anlage in Betrieb genommen, die nach Exoplaneten um nahe Sterne suchen soll. Die zwölf gekoppelten Teleskope können große Himmelsausschnitte auf einmal durchmustern und erreichen dennoch eine höhere Auflösung als bisherige erdgebundene Planetenjäger. Damit sollen vor allem neue Supererden gefunden werden.
Die Suche nach Erdzwillingen im All hat Verstärkung bekommen: Gestern haben die Teleskope des Next-Generation Transit Survey (NGTS) am Paranal-Observatorium der ESO im Norden Chiles ihr erstes Licht gesehen. Die Anlage ist ein auf großflächige Beobachtungen angelegtes System, das aus zwölf Einzelteleskopen besteht, von denen jedes einen Durchmesser von 20 Zentimetern hat. Die Teleskope des NGTS sollen insbesondere Planeten mit einem Durchmesser zwischen dem doppelten und dem achtfachen Erddurchmesser aufspüren – die sogenannten Supererden.
Fahndung nach verräterischen Abdunkelungen
Nachgewiesen werden die Exoplaneten von NGTS mit Hilfe von Transits – der winzigen Abschattung des Lichts eines Sterns, das ein vor ihm vorüber ziehender Planet verursacht. NGTS ist so konzipiert, dass es automatisiert kontinuierlich die Helligkeit von mehreren 100.000 vergleichsweise hellen Sternen am Südhimmel vermisst. Dabei soll eine relative Genauigkeit von einem Tausendstel erreicht werden, was mit bodengebundenen Instrumenten für großflächige Himmelsdurchmusterungen bisher nie gelungen ist.
Einer der bisher erfolgreichsten „Planetenjäger“, das Kepler-Weltraumteleskop der NASA, kann die Variationen der Sternhelligkeit zwar noch präziser messen, beobachtet allerdings im Vergleich zu NGTS einen deutlich kleineren Ausschnitt des Himmels. Die großflächig angelegte Suche mit NGTS soll in erster Linie kleine Exoplaneten finden, die dennoch einen vergleichsweise großen Helligkeitsunterschied verursachen. Dies könnte es möglich machen, die Planetenmasse, Dichte und auch daraus folgend seine Zusammensetzung genauer zu bestimmen.
Mehr Wissen über Dichte und Zusammensetzung
Bei solchen Planeten wäre es dann zum Teil auch möglich, ihre Atmosphären näher zu untersuchen, denn während der Planet vor seinem Mutterstern vorbeiläuft, durchleuchtet das Sternlicht quasi die Atmosphäre am Rand der Planetenscheibe, die dann ihrerseits winzige, aber nachweisbare Spuren im Sternlicht hinterlässt. Bislang sind nur sehr wenige Planeten bekannt, die solche Messungen erlauben. Von NGTS erhoffen sich die Astronomen nun viele zusätzliche Kandidaten.
„Wir freuen uns sehr, dass wir nun mit unserer Suche nach kleinen Planeten um sonnennahe Sterne beginnen können“, sagt Peter Wheatley, NGTS-Projekteiter von der University of Warwick. „Die NGTS-Entdeckungen und Nachfolgebeobachtungen mit bodengebundenen und weltraumbasierten Teleskopen werden wichtige Schritte auf dem Weg zur Untersuchung der Atmosphären und der Zusammensetzung extrasolarer Planeten von der Größe der Erde sein.“
Die Teleskop-Anlage wird nicht von der Europäischen Südsternwarte (ESO) betrieben, sondern von einem Konsortium aus britischen, schweizerischen und deutschen Institutionen. Von deutscher Seite ist das Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an diesem Projekt beteiligt.
(ESO, 15.01.2015 – NPO)