Es geht auch ohne: Astronomen weltweit fahnden nach einem verborgenen neunten Planeten des Sonnensystems. Doch nun belegen Forscher, dass die ungewöhnlichen Bahnen einiger Objekte jenseits des Neptun auch ohne diesen Planeten erklärbar sind. Stattdessen könnte der Kuipergürtel selbst für die nötige Anziehung sorgen – wenn er massereicher ist als bisher angenommen. Ist „Planet 9“ demnach doch nur ein Mythos?
Seit 2016 spekulieren Astronomen darüber, ob es im äußeren Sonnensystem einen noch unentdeckten, neptungroßen neunten Planeten gibt. Dieser Eisriese, so die Theorie, kreist auf einem stark exzentrischen Orbit um die Sonne, der ihn bis zu 1.500 astronomische Einheiten weit hinausbringt. Indizien für seine Präsenz liefern fast 30 Objekte jenseits des Neptun, deren ebenfalls stark exzentrische Umlaufbahnen von einer unsichtbaren Masse beeinflusst scheinen.
Brocken-Ring statt Planet?
„Die Planet-9-Hypothese ist faszinierend, aber wenn dieser Planet existiert, hat er es bisher gut geschafft, der Entdeckung zu entgehen“, sagt Antranik Sefilian von der University of Cambridge. „Wir wollten deshalb wissen, ob es nicht eine andere, weniger dramatische Ursache für die ungewöhnlichen Orbits einiger transneptunischen Objekte (TNO) geben könnte.“

Ihre Hypothese: Möglicherweise könnte auch die kombinierte Masse eines ganzen Rings aus vielen kleineren Brocken die Bahnen der 30 „Außenseiter“ so ausgelenkt haben. „Eine relativ massereiche und leicht exzentrische Scheibe von transneptunischen Objekten könnte den Effekt der äußeren Planeten ausgleichen und stark exzentrische Mitglieder dieser Population in eine stabile Konfiguration bringen“, so die Forscher.