Blick in unsere kosmische Nachbarschaft: Bisher ist unklar, ob das nahe Doppelsternsystem Alpha Centauri Planeten besitzt. Um das zu klären, führen Astronomen zurzeit eine 100-stündige Fahndung nach Exoplaneten um die beiden gut vier Lichtjahre entfernten Sterne durch. Ein speziell dafür entwickeltes Instrument am Very Large Telescope in Chile soll die nahen Exoplaneten erstmals sichtbar machen – so sie denn existieren.
Die Sonne ist nicht der einzige Stern in unserer nahen Umgebung, der Planeten besitzt – im Gegenteil. Im Umkreis von wenigen Lichtjahren gibt es gleich mehrere Sterne und Braune Zwerge, die von Planeten umkreist werden, darunter Barnards Stern, ein Paar von Braunen Zwergen und der erdnächste Stern Proxima Centauri. Dieser nur vier Lichtjahre entfernte Rote Zwerg besitzt sogar einen erdähnlichen Planeten in der habitablen Zone – und damit eine potenziell lebensfreundliche Welt.
Haben unsere nächsten Nachbarn Planeten?
Doch wie sieht es mit dem Doppelstern Alpha Centauri aus? Diese beiden Nachbarsterne von Proxima Centauri wären nach diesem das naheliegendste Ziel auf der Suche nach einer zweiten Erde. Beobachtungen haben zwar erste Hinweise auf die mögliche Existenz von kleineren Exoplaneten in diesem System ergeben – eindeutig belegen ließ sich dies aber bisher nicht.
Das Problem: Die beiden sonnenähnlichen Sterne Alpha Centauri A und B sind relativ hell und stehen von uns aus gesehen relativ eng zusammen. Dadurch überdecken sie sowohl beim Licht als auch bei der Schwerkraft die sehr viel schwächeren Einflüsse potenzieller Planeten. Immerhin konnten Astronomen mit bisherigen Messungen bereits ausschließen, dass es Gasriesen wie Jupiter in diesem Doppelsternsystem gibt – ihr Signal wäre längst entdeckt worden.
Verräterische Wärmesignatur
Bei der Fahndung nach Planeten bei Alpha Centauri helfen soll nun ein neues Instrument am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO). Mit diesem an einem der vier großen Spiegelteleskope montierten Gerät wollen die Astronomen der ESO und des Breakthrough-Projekts versuchen, potenzielle Planeten um Alpha Centauri sichtbar zu machen. „NEAR ist das erste und derzeit einzige Projekt, das einen bewohnbaren Exoplaneten direkt abbilden könnte“, erläutert Olivier Guyon von Breakthrough Watch.
Das NEAR-Instrument ist ein sogenannter thermischer Infrarot-Koronograf. Dieser fängt die Infrarotstrahlung aus dem Alpha Centauri-System ein, blockiert dabei aber einen Großteil der direkt von den Sternen kommenden Strahlung. Stattdessen ist er darauf optimiert, die viel schwächere Wärmesignatur eines umlaufenden Planeten zu detektieren. Im Alpha Centauri-System kann NEAR so Planeten noch bis minimal der doppelten Erdgröße erkennen.
Jetzt folgt die Datenauswertung
Die aktuelle Beobachtungskampagne lief vom 23. Mai bis 11. Juni. Insgesamt 100 Stunden lang hat NEAR dabei das Alpha-Centauri-System ins Visier genommen. Ob es fündig geworden ist, müssen nun die Datenauswertungen zeigen. „Wenn es erdähnliche Planeten um Alpha Centauri A und B herum gibt, ist das eine bedeutende Neuigkeit für alle auf unserem Planeten“, kommentiert Pete Worden von Breakthrough Initiatives.
Quelle: ESO/ Max-Planck-Institut für Astronomie