Gezielter Absturz: Am Sonntag wird der ESA-Satellit Cluster-2 als leuchtender Meteor über dem Pazifik verglühen – absichtlich. Er ist der erste Satellit, der auf diese Weise gezielt aus dem Orbit geholt wird, wie die europäische Weltraumagentur ESA berichtet. Das von ihr initiierte „Deorbiting“ soll dazu beitragen, Weltraumschrott zu verringern und künftig zur Regel werden. Dem Cluster-2-Satelliten, auch Salsa genannt, werden in den nächsten Monaten seine drei baugleichen Partner folgen. Gemeinsam haben sie seit 24 Jahren das Magnetfeld der Erde kartiert.
Als die vier Satelliten der Cluster-Mission in den Erdorbit starteten, sollten sie eigentlich nur zwei Jahre aktiv bleiben. Ihr Job: Als Vierergespann das irdische Magnetfeld und seine Interaktion mit dem Sonnenwind und Sonnenstürmen erforschen. Aus zwei wurden 24 Jahre, in denen die vier ESA-Satelliten bahnbrechende Einblicke in den wichtigsten Schutzschild unseres Planeten gewährten. Sie kartierten die energiereichen Teilchenströme der Magnetosphäre, den weit ausgezogenen Magnetschweif der Erde und machten sogar den „Gesang“ des Erdmagnetfelds hörbar.
Erster gezielter Wiedereintritt
Jetzt bekommt die Cluster-Mission ein feuriges Finale – und wird erneut zum Pionier: Denn diese Satelliten sind die ersten, die mit einem gezielten Manöver aus dem Orbit geholt werden – obwohl sie nie für ein solches „Deorbiting“ ausgelegt waren. Der kontrollierte Wiedereintritt soll sicherstellen, dass die Sonden weder als Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn bleiben, noch unkontrolliert über bewohntem Gebiet abstürzen. Stattdessen werden die vier Satelliten nun nacheinander so in die Atmosphäre gelenkt, dass sie über dem unbewohnten Pazifik erglühen.
Cluster-2, auch Salsa genannt, ist als erster dran: „Schon im Januar haben wir Salsas Orbit angepasst“, berichtet Cluster-Operationsmanager Bruno Sousa von der ESA. „Dies stellt sicher, dass er am 8. September sein finales, steiles Absinken von 110 auf rund 80 Kilometer durchführt.“ Mit diesem Manöver taucht der Satellit in die Atmosphäre ein und wird von ihr gebremst und aufgeheizt. Als Folge wird er zerbrechen und dann schließlich verglühen.
Wie viele Trümmer bleiben übrig?
Bei seinem finalen Sturz wird der Cluster-Satellit Salsa erst in großer Höhe über Südasien und Afrika hinweg fliegen, dann den Atlantik und Südamerika überqueren. Erst über dem Südpazifik wird er dann so weit abgesunken sein, dass er komplett verglüht – so jedenfalls der Plan. „Indem wir untersuchen, wie Salsa verglüht, welche Teile übrigbleiben und wie lang und in welchem Zustand, werden wir viel darüber lernen, wie man „Null-Trümmer-Satelliten bauen kann“, erklärt Tim Flohrer vom Büro für Weltraumschrott der ESA.
„Die Lehren, die wir aus diesem Ereignis ziehen, werden uns zudem dabei helfen, solche gezielten Wiedereintritte zu einer sicheren und gut verstandenen Option für die Entsorgung auch anderer Weltraummissionen in solchen Umlaufbahnen zu machen“, so Flohrer weiter. Funktioniert der Widereintritt von Salsa reibungslos, werden in den nächsten zwei Jahren dann auch die anderen drei Cluster-Satelliten Rumba, Samba und Tango folgen.
Quelle: European Space Agency (ESA)