Schwefel, brodelnde Glut und Lavafontänen: Der heißblütige Jupitermond Io ist möglicherweise noch höllischer als bisher gedacht. Gleich drei massive vulkanische Eruptionen innerhalb von zwei Wochen haben Astronomen im August 2013 beobachtet. Diese Inferno Serie war möglicherweise gar nichts Ungewöhnliches, spekulieren die Forscher. Für Astronomen ist Io ein wahres Vulkan-Labor.
Der Jupitermond Io ist der vulkanisch aktivste Himmelskörper unseres Sonnensystems. Der innerste der vier großen Monde des Jupiter ist mit einem Durchmesser von 3643 Kilometern etwas größer als unser Erdmond. Die Oberfläche von Io ähnelt einer Käse-Pizza: Schwefelverbindungen geben dem skurrilen Mond ein gelbliches Antlitz mit orangen und rötlichen Stellen.
Jupiter knetet Io durch
Durch Aufnahmen der Raumsonde Voyager 1 ist seit 1979 bekannt, dass Io vulkanisch aktiv ist. Die Glut wird durch Gezeitenkräfte verursacht, die der gigantische Planet Jupiter auf seinen kleinen Trabanten ausübt. Die Gravitationskräfte kneten Io regelrecht durch und heizen den Mond dadurch enorm auf. Das Resultat ist extrem heiße Lava und häufige Eruptionen. Durch die geringe Anziehungskraft auf Io spucken dessen Vulkane die brodelnde Masse bei Ausbrüchen weit ins All hinaus.
So auch im August vergangenen Jahres. Die Forscher um Imke de Pater von der University of California in Berkeley berichten nun über drei Eruptionen, die sich innerhalb von zwei Wochen ereignet hatten. „Typischerweise erwarten wir einen großen Ausbruch innerhalb von ein bis zwei Jahren“, sagt de Pater. „Doch in diesem Fall hatten wir drei extrem helle Eruptionen in kurzer Zeit. Das legt nahe, dass wir noch viel mehr beobachten könnten, wenn wir nur öfter hinschauen würden“, meint die Astronomin.
Höllisches Inferno verrät Planetengeschichte
Bei den Eruptionen entfaltete sich den Forschern zufolge ein wahrhaft höllisches Inferno: Der Mond spukte in kurzer Zeit viele Kubikkilometer hell leuchtende Lava, die anschließend Hunderte von Quadratkilometern der Oberfläche bedeckte. Außerdem presste Io die glühenden Massen vermutlich aus kilometerlangen Spalten empor. Dadurch erhoben sich gigantische Vorhänge aus Feuer. Den Untersuchungen der Forscher zufolge waren die Temperaturen bei den Ausbrüchen viel höher als beim Vulkanismus auf der heutigen Erde. Doch das war wohl nicht immer so: Einst ging es bei uns ähnlich höllisch zu, sagen die Forscher.
Tatsächlich ähneln die Eruptionen auf Io vermutlich denen, die die Oberflächen der inneren Planeten des Sonnensystems formten, nachdem sie sich gebildet hatten. Das bedeutet, Io könnte Astronomen Einblicke in Faktoren der Planetenbildung geben. „Man kann Io wie ein Vulkan-Labor nutzen, um Einblicke in die Geschichte der Planeten zu bekommen – wie große Eruptionen stattgefunden haben könnten und wie lange sie dauerten“, sagt Ashley Davies, Vulkanologe bei der NASA.
Die Forscher hoffen, Io in Zukunft immer gut im Auge behalten zu können, um mehr Details über den dortigen Vulkanismus herauszufinden. Ihr Ziel ist es, eine Karte der räumlichen Verteilung der Hitze-Ströme zu erstellen. Das soll helfen, die Aufheizungs- und Abkühlungsprozesse auf dem höllischsten Himmelskörper unseres Sonnensystems besser zu verstehen.
(NASA / JPL, 07.08.2014 – MVI)