Massive Zweifel an der Existenz der Dunklen Materie haben neue Beobachtungsdaten der Milchstraße und des Andromedanebels geweckt. Ein Vergleich mit den Vorhersagen der Theorie ergab fünf schwer zu erklärende Widersprüche. Die jetzt in der Zeitschrift „Astronomy and Astrophysics“ veröffentlichte Studie könnte weitreichende Implikationen haben: Eventuell müssen sowohl Newtons Gravitationstheorie als auch Einsteins allgemeine Relativitätstheorie modifiziert werden.
Galaxien rotieren so schnell, dass die Sterne in ihnen eigentlich aufgrund der Fliehkraft auseinander getrieben werden müssten. Eine unsichtbare Substanz – die Dunkle Materie – scheint mit ihrer Masseanziehung dafür zu sorgen, dass das nicht passiert. Seit vier Jahrzehnten fahnden Astrophysiker schon nach diesem mysteriösen „Sternenkitt“ – bislang ohne Erfolg. Möglicherweise jagen sie einem Phantom hinterher: Inzwischen bezweifeln manche Forscher, dass die Dunkle Materie überhaupt existiert. Eine internationale Studie unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Bonn stärkt diesen Zweiflern jetzt den Rücken.
Lokale Grupppe als Testobjekt
„Wir haben untersucht, wie sich die Vorhersagen der Dunklen-Materie-Theorie mit tatsächlichen Beobachtungsdaten decken“, erklärt Professor Pavel Kroupa, Physiker am Bonner Argelander-Institut für Astronomie. Er untersucht seit Jahren das aus der Not geborene Konstrukt. Zusammen mit Kollegen aus Österreich, Italien, Frankreich und Australien hat Kroupa die Galaxien vor unserer Haustür unter die Lupe genommen. Zu dieser so genannten „Lokalen Gruppe“ zählen neben der Milchstraße und dem Andromeda-Nebel ungefähr 60 Zwerggalaxien. Die meisten von ihnen umkreisen die großen Galaxien als Satelliten.
Widersprüche zur Theorie
Der Theorie zufolge entstanden nach dem Urknall zunächst Klumpen Dunkler Materie. Diese verschmolzen schließlich zu großen Strukturen, den so genannten Halos. Die Halos zogen aufgrund ihrer Gravitation normale Materie in Form von Gas an sich. Daraus bildeten sich dann die sichtbaren Sterne. Wenn dieses Modell stimmt, sollten die Satellitengalaxien umso heller sein, je mehr Dunkle