Veränderliche Gravitation? Physiker haben erstmals die Gültigkeit einer alternativen Version der Allgemeinen Relativitätstheorie für die Galaxienbildung getestet. Demnach wäre die Gravitation im Gegensatz zu Einsteins Modell nicht konstant, sondern würde sich je nach Materiedichte verändern. Die neue Simulation belegt, dass selbst unter diesen Umständen die bekannten Galaxienformen und -eigenschaften zustande kommen können, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Astronomy“ berichten.
Die Allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein bildet bis heute die Grundlage unseres physikalischen Weltbilds. In ihr beschrieb er die Gravitation und ihre Wirkungsweise auf völlig neue Art – als eine direkte Folge der Raumzeit-Geometrie. Seither hat Einsteins Theorie ihre Gültigkeit in unzähligen Tests bewiesen, sei es in der Gravitations-Rotverschiebung, beim Äquivalenzprinzip und auch in extragalaktischen Skalen.
Gravitation als „Chamäleon“
Allerdings gibt es auch Aspekte, die die Allgemeine Relativitätstheorie bisher nicht erklären kann, dazu gehört unter anderem das Phänomen der Dunklen Energie – einer geheimnisvollen Kraft, die das Universum zu immer schnellerer Ausdehnung treibt. Unter anderem deshalb haben Physiker in den letzten Jahren verschiedene Erweiterungen für Einsteins Feldgleichungen entwickelt.
Diese sogenannte f(R)-Gravitation, auch Chamäleon-Theorie genannt, geht im Gegensatz zu Einstein davon aus, dass die Wirkung der Gravitation nicht konstant ist, sondern sich je nach Umgebung ändert. „Dadurch erhöht sich die Gravitation bis zu 4/3 in Umgebungen mit geringer Materiedichte, während Regionen mit hohem Gravitationspotential von dieser Verstärkung abgeschirmt sind“, erklären Christian Arnold von der Durham University und seine Kollegen.