Rasante Passage: Am Sonntag wird der größte Asteroid dieses Jahres die Erde passieren – der Brocken ist fast 700 Meter groß. Auch wenn Asteroid 2001 FO32 damit als „potenziell gefährliches Objekt“ gilt, wird er diesmal im sicheren Abstand von rund zwei Millionen Kilometern vorbeifliegen. Dabei ist sein Tempo wegen seines geneigten und exzentrischen Orbits ungewöhnlich hoch. Für Astronomen ist die Passage eine Chance, unter anderem die Zusammensetzung des Brockens zu untersuchen.
Das Risiko ist real: Immer wieder kreuzen kleinere und größere Asteroiden die Bahn unseres Planeten, einige davon fliegen nah an der Erde vorbei. Weil schon kleinste Änderungen ihrer Flugbahn eine künftige Kollision verursachen könnten, werden größere erdnahe Asteroiden wie beispielsweise (99942) Apophis ständig überwacht. Allerdings kommt es trotzdem vor, dass Astronomen einen Erdbahnkreuzer übersehen.
Gut überwacht und besonders schnell
Für den gerade auf uns zu fliegenden Asteroiden 2001 FO32 gilt dies jedoch nicht: Er wurde bereits im Jahr 2011 entdeckt und wird seither engmaschig überwacht. „Wir kennen die Flugbahn von 2001 FO32 um die Sonne sehr genau“, sagt Paul Chodas vom Center for Near Earth Object Studies der NASA. Der Asteroid umrundet die Sonne in rund 810 Tagen und pendelt dabei zwischen der zweifachen Marsentfernung und einem sonnennächsten Punkt innerhalb der Merkurbahn.
Wegen seines exzentrischen und um 39 Grad gegen die Planetenebene geneigten Orbits ist der 440 bis 680 Meter große Asteroid in Erdnähe schneller als die meisten anderen Erdbahnkreuzer: Er wird uns mit 124.000 Kilometer pro Stunde passieren. Sein rekordverdächtig hohes Tempo bekommt der Brocken, weil er auf seinem sonnennahen Bahnabschnitt Schwung holt wie ein Skateboarder in der Halfpipe.
Nächste Annäherung am Sonntag
Am Sonntag wird der Asteroid 2001 FO32 nach astronomischen Maßstäben „nah“ an der Erde vorbeifliegen. Er passiert uns im Abstand von rund zwei Millionen Kilometern – das entspricht gut dem fünffachen Abstand zwischen Mond und Erde. Er ist damit der größte Asteroid, der in diesem Jahr die Erde passiert. Sein Abstand ist nur rund ein Drittel so groß wie beim Vorbeiflug seines etwas größeren „Artgenossen“ 1998 OR2, der am 29. April 2020 die Erde passierte.
Wegen seiner Größe und der wiederkehrenden Vorbeiflüge wird Asteroid 2001 FO32 von der NASA als „potenziell gefährlicher Asteroid“ eingestuft. Bisher gibt es aber keine Anzeichen dafür, dass er in absehbarer Zukunft auf der Erde einschlagen wird. Stattdessen wird der Brocken uns in den nächsten rund 30 Jahren gar nicht mehr nahekommen. Erst im Jahr 2052 erfolgt wieder eine Passage in Erdnähe – aber nur im siebenfacher Mondentfernung.
Aus Gestein oder Metall?
Für Astronomen ist die aktuelle Passage von Asteroid 2001 FO32 daher eine willkommene Gelegenheit, den Riesenbrocken näher zu erforschen. Denn bislang sind seine genaue Größe und auch seine Zusammensetzung unbekannt – deshalb ist auch eine Einschätzung seiner Masse bislang nicht möglich. Die NASA wird den Asteroiden sowohl mit den Radarstationen des Deep Space Networks wie mit seiner Infrared Telescope Facility (IRTF) auf dem Mauna Kea in Hawaii bei seinem Vorbeiflug beobachten und abtasten.
„Wir werden das IRTF nutzen, um das Infrarotspektrum des Asteroiden zu bekommen. Dieses kann uns Rückschlüsse über seine chemische Zusammensetzung geben“, erklärt Vishnu Reddy vom Lunar and Planetary Laboratory in Tucson. „Wenn wir das Spektrum kennen, dann können wir Vergleiche mit Meteoriten auf der Erde anstellen und so herausfinden, welche Minerale 2001 FO32 enthält.“ Das könnte beispielsweise verraten, wie alt der Brocken ist und ob er aus Metall oder Gestein besteht.
Hat der Asteroid einen Mond?
Die Astronomen wollen zudem herausfinden, ob Asteroid 2001 FO32 einen oder mehrere kleinere Begleiter besitzt. „Beobachtungen der letzten 20 Jahre zeigen, dass rund 15 Prozent der erdnahen Asteroiden dieser Größe einen kleinen Mond haben“, sagt Lance Benner vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. Zu diesen gehört auch der Asteroid 3122 Florence, um den Astronomen im Jahr 2017 gleich zwei kleine Monde entdeckt haben.
Der Vorbeiflug von Asteroid 2001 FO32 kann aber auch von Hobby-Astronomen beobachtet werden – allerdings eher in südlicheren Breiten: „Der Asteroid wird am hellsten sein, wenn er durch den Südhimmel fliegt“, erklärt Chodas. „Amateur-Astronomen auf der Südhalbkugel und in den niedrigen Breiten der Nordhalbkugel können ihn schon mit mittelgroßen Teleskopen mit einer Apertur von mindestens 20 Zentimetern sehen.“
Quelle: NASA