Gigantische Schüssel: In China wurde das weltgrößte Schüssel-Radioteleskop der Erde fertiggestellt. Mit einem Antennendurchmesser von 500 Metern übertrifft es das Arecibo-Radioteleskop um mehr als das Doppelte. Das Five-hundred-meter Aperture Spherical Telescope (FAST) liegt in einer Bergsenke im Südwesten Chinas und soll dazu beitragen, Radiosignale von Pulsaren, interstellaren Molekülen, aber auch von potenziellen Aliens aufzufangen.
Viele Phänomene im Weltall machen sich nicht im sichtbaren Licht bemerkbar, sondern in längerwelligen Radiowellen. Dazu gehören Pulsare, die Emissionen interstellarer Moleküle, aber auch die noch immer rätselhaften Radioblitze. Gleichzeitig fahnden Radioteleskope im Rahmen des SETI-Projekts nach Signalen intelligenter Lebewesen im All.
Schüssel im Bergtal
Das chinesische FAST-Radioteleskop wird ab jetzt bei der Suche und Erforschung all dieser Phänomene helfen. Am 25. September 2016 fertiggestellt, gleicht es vom Bautyp her dem Arecibo-Radioteleskop, ist aber mit einem Durchmesser von rund 500 Metern 64 Prozent größer. Es ist damit das weltgrößte Schüssel-Radioteleskop. Größer sind nur das ringförmige RATAN-600-Teleskop in Russland und Radioteleskop-Netzwerke wie das ALMA-Array oder das Very Large Array in den USA.
Ähnlich wie beim Arecibo-Teleskop ist die schüsselförmige Antenne des FAST-Teleskops in eine natürliche Senke eingelassen. Durch die umgebenden Berge ist es besonders gut gegen störende Radiosignale von der Erde abgeschirmt. Um elektromagnetische Störungen zu minimieren, siedelte die chinesische Regierung zudem rund 9.000 Menschen aus der unmittelbaren Umgebung um. Der Bau des Teleskops dauerte fünf Jahre und kostete umgerechnet etwa 160 Millionen Euro.
Bewegliche Reflektorplatten
Die Antenne des FAST-Teleskops ist mit 4.450 Radiowellen-reflektierenden Aluminiumplatten ausgekleidet. Diese sind über Aktuatoren beweglich, so dass die Form des Teleskops an die gewünschte „Horchrichtung“ und das Signal angepasst werden kann. Das Teleskop kann Radioquellen am gesamten Himmel ab einer Höhe von 40 Grad unter dem Zenit erfassen.
140 Meter über dem Reflektor sind die neun Empfänger beweglich aufgehängt. Sie registrieren die von der Antennenschüssel auf sie konzentrierten Radiowellen. Das Teleskop kann Radiowellen im Frequenzbereich von 70 Megahertz bis drei Gigahertz empfangen. Es soll dabei das Arecibo-Radioteleskop auch in Bezug auf seine Sensitivität und Leistung übertreffen.
Bevor jedoch die wissenschaftliche Arbeit beginnt, muss das FAST-Teleskop erst eine bis zu dreijährige Testphase absolvieren. „Sobald das Teleskop normal arbeitet, wird das Zuteilungskomittee die Beobachtungszeit auf Basis der wissenschaftlichen Bedeutung der Anträge verteilen“, sagt FAST-Chefwissenschaftler Nan Rendong. Dabei sollen auch Anträge ausländischer Forscher akzeptiert werden, betont er.
(Chinese Academy of Sciences, 26.09.2016 – NPO)