Jahrhundert-Ereignis am Himmel: Heute Abend kurz nach Sonnenuntergang können wir eine Große Konjunktion bestaunen – ein Zusammentreffen von Jupiter und Saturn. Die beiden Planeten kommen sich so nahe, dass sie fast zu einem hellen Stern zu verschmelzen scheinen. So eng beieinander konnte man sie zuletzt im Mittelalter sehen. Und auch mit Weihnachten hat dieses Himmelsschauspiel zu tun: Ein Kandidat für den Stern von Bethlehem ist eine solche Große Konjunktion.
Schon vor Jahrtausenden beobachteten unsere Vorfahren, dass sich die Planeten am Himmel manchmal besonders nahe zu kommen scheinen. Sie sahen in solchen Konjunktionen ein besonderes Omen – ein Zeichen der Götter. Auch die drei Weisen aus dem Morgenland in der biblischen Weihnachtgeschichte könnten einem solchen Omen gefolgt sein. Denn ein möglicher Kandidat für den Stern von Bethlehem ist eine besondere Konjunktion von Jupiter und Saturn.
„Doppelplanet“ direkt nach Sonnenuntergang
Ein ähnlich einmaliges Schauspiel können wir heute Abend beobachten. Denn Jupiter und Saturn durchlaufen wieder eine Große Konjunktion und kommen sich dabei ungewöhnlich nahe. Die beide Planeten trennen dann nur noch sechs Bogenminuten – das entspricht einem Fünftel des Vollmond-Durchmessers. Mit bloßem Auge wird es daher fast so aussehen, als würden beide zu einem einzigen hellen Stern verschmelzen.
Am besten zu sehen ist die Konjunktion, wenn man heute Abend zwischen 17:00 und 18:00 Uhr an den südwestlichen Himmel schaut. Dort stehen die beiden Planeten etwa eine Handbreit über dem Horizont. Der hellere Jupiter steht dabei links unterhalb des lichtschwächeren Saturn. Mit einem Fernglas kann man beide Planeten bereits gut erkennen, im Teleskop sind sie mitsamt ihrer großen Monde in einem gemeinsamen Blickfeld zu sehen.
Lange kann man den Anblick allerdings nicht genießen: Schon gegen 19:00 Uhr versinken Jupiter und Saturn hinter dem Horizont.
Wie häufig sind Große Konjunktionen?
„Solche Begegnungen zwischen Jupiter und Saturn sind schon per se selten – sie ereignen sich nur rund alle 20 Jahre“, erklärt der Astronom Patrick Hartigan von der Rice University. Sie kommen zustande, wenn Jupiter den langsameren und weiter außen kreisenden Saturn überholt. Beide Planeten scheinen dann dicht beieinander zu stehen, obwohl sie in Wirklichkeit hundert Millionen Kilometer voneinander entfernt sind.
Weil aber die Bahnen der beiden Planeten leicht gegeneinander geneigt sind, stehen sie von uns aus gesehen nur selten genau auf einer Linie. Stattdessen variiert der Abstand von Jupiter und Saturn bei den Großen Konjunktionen. Hinzu kommt, dass einige dieser Begegnungen dann stattfinden, wenn die Planeten bei uns am Tag und damit unsichtbar am Himmel stehen.
Das war auch bei der letzten Großen Konjunktion am 31. Mai 2000 der Fall: Beide Planeten standen zu nah an der Sonne, um am Nachthimmel sichtbar zu sein. Am 24. Juli 1981 waren die Verhältnisse zwar günstiger, Jupiter und Saturn waren am Abendhimmel zu sehen. Ihr Abstand lag aber selbst bei der größten Annäherung noch bei mehr als zwei Vollmonddurchmessern.
So nah wie seit 1226 nicht mehr
Anders ist dies heute Abend: Jupiter und Saturn stehen dann so nahe zusammen wie seit dem Mittelalter nicht mehr. „Die aktuelle Große Konjunktion ist besonders selten, weil beide Planeten sich so nahe kommen“, sagt Hartigan. „Man muss schon bis zum 4. März 1226 zurückgehen, um eine so nahe und bei Nacht sichtbare Konjunktion dieser beiden Himmelskörper zu sehen.“ Und auch in der Zukunft werden wir lange auf einen ähnlich spektakulären Anblick warten müssen: Die nächste ähnlich nahe Große Konjunktion gibt es erst wieder am 15. März 2080.
„Es ist eine für uns einzigartig enge Begegnung. Die meisten werden am 21. Dezember die engste Begegnung zweier Planeten beobachten, die sie jemals erleben können: ein unvergesslicher ‚Weihnachtsstern'“, erklärt Thomas Kraupe, Direktor des Planetariums Hamburg. „Wer normalsichtige Augen hat, wird die beiden dicht zusammenstehenden ‚Sterne‘ als spektakulären Anblick erblicken, wie er sich uns kein zweites Mal im Leben bietet.“
Anblick lohnt auch an den kommenden Abenden noch
Aber selbst, wenn es heute Abend bewölkt sein sollte, ist nicht alles verloren: Jupiter und Saturn stehen noch einige Tage lang extrem nahe beieinander. Sie werden noch bis Weinachten weniger als eine Vollmondbreite voneinander entfernt sein. Auch an den kommenden Abenden lohnt sich daher der Blick an den südwestlichen Himmel.
Sollte das Wetter gar nicht mitspielen, bleibt noch der Blicks ins Internet: Mehrere Observatorien bieten Livestreams des Ereignisses an, darunter das Lowell Observatory in den USA und das Virtual Telescope.
„Hoffen wir auf klare Sicht am 21. Dezember und lassen wir uns am dunkelsten Tag des Jahres erneut von einem besonderen Licht in der Abenddämmerung inspirieren – und mit gestärkter Hoffnung in die Zukunft gehen“, sagt Kraupe.
Quelle: Planetarium Hamburg, Haus der Astronomie, Rice Univesity