Blick durch Raum und Zeit: Astronomen haben mithilfe des Weltraumteleskops Hubble den bisher größten und tiefsten Blick ins Universums zusammengestellt. Das „Hubble Legacy Field“ zeigt alle Galaxien in einen Himmelsausschnitt von fast der Größe des Vollmonds und reicht bis in eine Zeit vor 13,3 Milliarden Jahren zurück. Einen umfangreicheren Blick ins All werden erst künftige Teleskope liefern können.
Das Weltraumteleskop Hubble hat unsere Vorstellung vom Kosmos geprägt wie vor ihm kein anderes Werkzeug der Astronomen. Ihm verdanken wir einzigartige Aufnahmen von Galaxien, Sternenwiegen und Planeten, aber auch die tiefsten und fernsten Blicke ins All – Fenster in die Zeit des frühen Universums. Mosaikaufnahmen wie Deep Field und Ultra Deep Field enthüllten ferne, unerkannte Galaxien, frühe Quasare und andere Objekte und lieferten den Astronomen entscheidende Hinweise auf die Entwicklung des Kosmos.
Visuelles „Geschichtsalbum“ des Kosmos
Jetzt haben Astronomen mithilfe von Hubble das bisher umfangreichste und größte Bild des Universums zusammengestellt. Das „Hubble Legacy Field“ wurde aus 7.500 Einzelaufnahmen des Weltraumteleskops kombiniert und zeigt in einem Himmelsausschnitt von knapp der Größe des Vollmonds 265.000 Galaxien. Das sind 30-mal so viele wie in früheren Deep Fields und in einem deutlich größeren Himmelsausschnitt, wie die Forscher erklären. Das Legacy Field in voller Größe kann man hier herunterladen.
Der Blick dieser Kombinationsaufnahme reicht zurück bis in die Zeit vor 13,3 Milliarden Jahren. Dieses „visuelle Geschichtsbuch“ des Alls zeigt damit den Kosmos nur rund 500 Millionen Jahre nach dem Urknall. „Dieses eine Bild enthält die ganze Geschichte des Galaxienwachstums in unserem Universum, von ihrer Zeit als ‚Babys‘ bis zu ihrem Heranwachsen zu vollausgeprägten Erwachsenen“, erklärt Garth Illingworth von der University of California in Santa Cruz. „Das ist der größte je produzierte Datensatz und wir sind hier weiter gegangen als in jedem der anderen Surveys.“
Von UV bis Infrarot
Eine weitere Besonderheit der neuen Aufnahme: Sie zeigt die Galaxien in Wellenlängen vom Ultravioletten bis ins Nah-Infrarot. „Das Spannende an diesen neuen Aufnahmen ist die große Anzahl von Farbkanälen, mit denen wir nun fernen Galaxien sehen können – vor allem im ultravioletten Teil des Spektrums“, erklärt Rychard Bouwens von der Universität Leiden. „Dadurch können wir den Beitrag von jungen und alten Sternen oder von aktiven Galaxienkernen unterscheiden.“
„Wir haben dieses Mosaik als Werkzeug für uns und andere Astronomen zusammengestellt“, ergänzt Illingworth. „Wir erwarten, dass dieser Survey in den kommenden Jahren zu einem noch besseren und umfassenderen Verständnis der Evolution des Kosmos führt.“ Die Legacy Field Aufnahme ist die größte und umfangreichste, die mit existierenden Teleskopen machbar ist. Übertroffen werden kann sie erst durch künftige Teleskope wie das im Bau befindliche James Webb Weltraumteleskop der NASA.
Quelle: NASA/Goddard Space Flight Center, NASA/Goddard Space Flight Center