Astronomie

Interstellarer Komet im Anflug

Extrasolarer Brocken nähert sich dem inneren Sonnensystem

KOmet C/2019 Q4
Dieser helle Fleck ist ein extrasolarer Komet. C/2019 Q4 (Borisov) kommt aus dem interstellaren Raum und nähert sich dem inneren Sonnensystem. © Canada-France-Hawaii Telescope

Eisiger Fremdling: Astronomen haben einen interstellaren Kometen entdeckt, der sich dem inneren Sonnensystem nähert. Er wird Anfang Dezember seinen sonnennächsten Punkt erreichen und zuvor hinter der Bahn des Mars vorbeirasen. Der C/2019 Q4 (Borisov) getaufte Komet wurde erst am 30. August entdeckt und hat ersten Daten zufolge einen zwischen zwei und 16 Kilometer großen Kern, wie die NASA berichtet.

Unser Sonnensystem bewegt sich nicht isoliert durch das All: Immer wieder durchfliegen auch Objekte extrasolaren Ursprungs unsere kosmische Nachbarschaft. Der erste bekannte Vertreter solcher interstellaren Besucher war im Oktober 2017 das zigarrenförmige, rund 400 Meter lange Objekt Oumuamua. Dieser Asteroid oder Komet könnte einst von seinem Heimatstern ausgeschleudert worden sein. Aber auch ein Asteroid in der Jupiterbahn und ein 2014 in der Südsee eingeschlagener Meteorit könnten interstellaren Ursprungs gewesen sein.

Flugbahn von C/2019 Q4
Flugbahn des interstellaren Kometen C/2019 Q4. © NASA/JPL-Caltech

Hohes Tempo und steiler Winkel

Jetzt haben Astronomen erneut einen interstellaren Besucher entdeckt. Es handelt sich um einen Kometen, der zurzeit mit hoher Geschwindigkeit auf das innere Sonnensystem zurast. Das am 30. August 2019 entdeckte Objekt fliegt von oben auf die Hauptebene der Planeten zu und wird diese Ekliptik am 26. Oktober in einem Winkel von rund 40 Grad kreuzen, wie die NASA berichtet. Nach seinem Entdecker wurde das Objekt C/2019 Q4 (Borisov) getauft.

„Die aktuelle Geschwindigkeit liegt bei 150.000 Kilometern pro Stunde, was deutlich über denen von Objekten des Sonnensystems in dieser Entfernung liegt“, berichtet Davide Farnocchia vom Center for Near-Earth Object Studies der NASA. „Das hohe Tempo deutet nicht nur darauf hin, dass dieses Objekt höchstwahrscheinlich von außerhalb unseres Sonnensystems stammt, es wird wahrscheinlich auch wieder in den interstellaren Raum zurückkehren.“

Sonnennächster Punkt am 8. Dezember

Die Astronomen gehen davon aus, dass es sich nicht um einen Asteroiden, sondern um einen Kometen handelt – einen Brocken aus Eis und Staub. Denn Beobachtungen mit Teleskopen legen nahe, dass das Objekt einen zwei bis 16 Kilometer großen Kern besitzt, der von einer Wolke aus Gas und Staub umgeben ist. Dieser Halo wird bei Kometen typischerweise durch die Wärme bei der Annäherung an die Sonne produziert und entsteht durch verdampftes Eis und Ausgasungen.

Zurzeit ist C/2019 Q4 (Borisov) noch rund 420 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Nach Angaben der Astronomen wird der interstellare Komet am 8. Dezember 2019 seinen sonnennächsten Punkt erreichen und dann in einem Bogen wieder aus dem Sonnensystem herausfliegen. Der Erde kommt der Komet dabei nicht näher als rund 300 Millionen Kilometer – das ist weiter entfernt als die Marsbahn.

Mit Teleskopen noch ein Jahr sichtbar

Mit Teleskopen wird der interstellare Besucher noch rund ein Jahr lang zu beobachten sein. „Das Objekt wird Mitte Dezember am hellsten sein. Man kann es noch bis April 2020 schon mit mittelgroßen Teleskopen sehen“, erklärt Farnocchia. „Danach ist es bis Oktober 2020 nur noch mit größeren professionellen Teleskopen sichtbar.“ Astronomen werden diese Zeit nutzen, um möglichst viel über die Beschaffenheit und die mögliche Herkunft dieses „Fremdlings“ herauszufinden.

Quelle: NASA/ JPL

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