Jeden Tag ein Kollaps: Astronomen haben erstmals beobachtet, was auf dem Jupitermond Io passiert, wenn er im Schatten des Gasriesen verschwindet. Wie sie feststellten, kühlt der Mond so stark ab, dass fast seine gesamte Gashülle kollabiert und sich als Schwefeldioxid-Eis auf der Oberfläche ablagert. Sobald Io aber wieder den Jupiterschatten verlässt, gast dieses Eis wieder aus und die Gashülle erholte sich.
Der innerste Jupitermond Io ist kein sehr gemütlicher Ort. Auf dem vulkanisch aktivsten Mond des Sonnensystems speien Feuerberge ständig Schwefel, brodelnde Glut und Lavafontänen. Unter der Oberfläche schwappt, aufgeheizt von den enormen Gezeitenkräften des nahen Gasriesen Jupiter, ein Magmaozean.
Zwei Stunden Sonnenfinsternis pro Tag
Doch wie sich jetzt zeigt, sorgt noch ein weiterer Faktor für dynamische Veränderungen auf Io. Während der gut 3.600 Kilometer große Mond um den Jupiter kreist, taucht er alle 1,7 Erdentage in den tiefen Schatten dieses Planeten ein. Von der Io-Oberfläche aus gesehen ereignet sich dann jedes Mal eine Sonnenfinsternis – die immerhin zwei Stunden lang anhält.
Während dieser Sonnenfinsternis liegt die komplette Oberfläche des Jupitermonds im kalten Dunkel des Alls. Welche Folgen dies hat, ließ sich jedoch bisher nie direkt beobachten, weil der Mond bei seinen Eklipsen zu tief im Schatten des Jupiter liegt. Doch mit Hilfe des TEXES-Spektrografen am Gemini North Teleskop auf Hawaii ist es nun Constantine Tsang vom Southwest Research Institute (SwRI) und seine Kollegen erstmals gelungen, diesen Schatten zu durchdringen.