Es war ein ehrgeiziger Plan: Am 11. April sollte erstmals eine israelische Raumsonde auf dem Mond landen. Das „Beresheet“ getaufte war ist der erste Mondlander einer privaten Initiative. Doch das Vorhaben scheiterte: Ein Ausfall des Haupttriebwerks ließ die Raumsonde ungebremst auf die Mondoberfläche abstürzen.
So nah der Erdtrabant uns auch ist – bisher hat er nur wenig Besuch erhalten. Neben der ersten bemannten Mondlandung durch Apollo 11 und den folgenden Apollo-Missionen der NASA, ist es nur Russland und China gelungen, unbemannte Sonden auf dem Mond zu landen. Inzwischen jedoch erlebt die lunare Raumfahrt eine Renaissance: Die USA planen die nächste bemannte Mondlandung bis 2024, private Unternehmen wollen Touristen um den Mond fliegen und auch die europäische Raumfahrtagentur ESA möchte schon bald eine Mondbasis errichten.
In Schleifen zum Mond
Israel wollte die vierte Nation werden, die eine weiche Landung auf dem Mond unternimmt – mit ihrer unbemannten Mondsonde „Beresheet“, zu deutsch „Anfang“. Das etwa kühlschrankgroße Gefährt wurde von der privaten Initiative SpaceIL entwickelt und ist bereits am 22. Februar 2019 an Bord einer Falcon-9-Rakete des Unternehmens SpaceX ins All gestartet. Im Erdorbit wurde die Sonde von der Trägerrakete ausgesetzt und schraubte sich dann in immer weiteren Umlaufbahnen spiralig ins All hinaus.
Durch diese Schleifen um die Erde hat die Raumsonde rund zwei Monate bis auf Höhe des Mondorbits in rund 400.000 Kilometern Entfernung gebraucht – die Apollo-Astronauten benötigten dafür nur rund drei Tage. Beresheet hat zudem für diesen Weg rund sechs Millionen Kilometer zurückgelegt. Der große Vorteil jedoch: Weil die Erdschwerkraft bei diesem Schleifenmanöver für zusätzlichen Schwung sorgt, brauchte Beresheet für den Mondflug kaum Treibstoff.
Am 4. April ist die israelische Raumsonde mit einem Bremsmanöver erfolgreich in den Mondorbit eingeschwenkt. Seither hat sie ihre Umlaufbahn allmählich verengt und sich der Mondoberfläche angenähert.
Absturz im Meer der Heiterkeit
Am 11. April zwischen 21:00 und 22.00 Uhr unserer Zeit sollte es soweit sein: Beresheet würde auf dem Mond landen. Der Landeplatz liegt am nordöstlichen Rand des Meeres der Heiterkeit (Mare Serenitatis) – einem der „Augen“ des von der Erde sichtbaren „Mondgesichts“. Als sich die Raumsonde der Mondoberfläche bis auf rund 15 Kilometer angenähert hatte, begann der autonome Landeanflug.
Bremsdüsen sollten den Flug der Raumsonde bis etwa fünf Meter über der Mondoberfläche abbremsen. Sensoren tasteten währenddessen den Untergrund ab und ermittelten so selbstständig die Höhe über Grund und den Bremsbedarf. Das letzte Stück sollte die Sonde dann im freien Fall zurücklegen. Die Landebeine sollen stabil genug sein, um den Aufprall abfangen zu können. Sollte Beresheet jedoch auf unebenem Grund oder einem Felsbrocken landen, drohtte das Ende der Mission.
Update: Der Landeversuch von Beresheet auf dem Mond ist gescheitert. Gegen Ende des Landesanflugs setzten die Triebwerke aus und das Kontrollzentrum verlor den Kontakt zur Sonde. BEresheet stürzte dann weitgehend ungebremst auf die Mondoberfläche ab. Zu den genauen Ursachen des Absturzes ist bisher nichts weiter bekannt. „Wir haben es nicht geschafft, aber wir haben es versucht“, kommentierte Morris Kahn, israelischer Milliardär und Hauptgeldgeber von Space IL.
Fotos, Magnetmessungen und dann der Hitzetod
Allerdings: Selbst wenn die rund 160 Kilogramm Raumsonde erfolgreich gelandet wäre, hätte sie nicht mehr als maximal zwei bis drei Tage überdauert. Denn Beresheet hatte keinerlei Schutz gegen die harschen Klimabedingungen auf dem Mond. Weil die Sonde während des zweiwöchigen Mondtages gelandet wäre, hätte sie Temperaturen von gut 100 Grad Celsius widerstehen müssen – und drauf war sie nicht ausgelegt.
Doch in dieser Zeit sollte Beresheet nicht untätig sein. Mit einer hochauflösenden Kamera sollte die Sonde Bilder ihrer Umgebung aufnehmen und übermitteln, außerdem hätte sie mit einem Magnetometer Messungen des lokalen Mondmagnetfelds durchgeführt. Ein weiteres Instrument, der Laser Reflector Array (LRA), stammte von der NASA. Es handelt sich um eine nur mausgroße Kuppel aus acht Quarzspiegeln. Dieser Spiegel kann von lunaren Orbitersonden mit einem Laserstrahl anvisiert werden und so als eine Art Navigationsbarke dienen. „Es ist ein fester Marker, den man jederzeit als Bezugspunkt nutzen kann“, erklärt David Smith von der NASA.
Entwickelt von einer privaten Initiative
Entwickelt wurde Beresheet ursprünglich im Rahmen des von Google gesponserten „Lunar X“-Wettbewerbs. Bei diesem wurde ein Preisgeld von insgesamt 40 Millionen US-Dollar für die private Initiative ausgelobt, die bis zu einer bestimmten Frist eine Raumsonde erfolgreich auf dem Mond landet. Weil bis zur letzten Fristverlängerung Anfang 2018 kein Team die Bedingungen erfüllte, wurde der Preis nicht vergeben.
Das unter anderem vom israelischen Milliardär Morris Kahn finanzierte SpaceIL-Team setzte jedoch die Entwicklung seiner Raumsonde trotzdem weiter fort. Beteiligt sind inzwischen auch die staatliche israelische Raumfahrtbehörde sowie einige israelische Unternehmen. Weil SpaceIL aber noch immer zum größten Teil privat finanziert ist und als Non-Profit-Unternehmen gilt, wäre Beresheet die erste private Raumsonde gewesen, die auf dem Erdtrabanten landet. Die Kosten für die Mission werden auf knapp 90 Millionen Euro geschätzt.
Quelle: SpaceIL, NASA