Raumfahrt

ISS-Batteriepaket stürzt heute auf die Erde

Auch Teile Deutschlands liegen im potenziellen Absturzgebiet

ISS-Batteriepaket
Die ISS-Ausrüstungspalette mit den neun Batterien wurde im Januar 2021 mithilfe des Roboterarms der Internationalen Raumstation ins All abgestoßen. © NASA

Weltraumschrott im Anflug: Im Laufe des heutigen Freitags wird ein 2,6 Tonnen schweres Batteriepaket der Internationalen Raumstation ISS in die Atmosphäre eintreten und zerbersten. Teile des rund autogroßen Pakets könnten dabei auch die Erdoberfläche erreichen. Noch ist unklar, wo genau dies geschieht. Theoretisch liegen aber auch die südlichen und mittleren Teile Deutschlands in der Flugbahn. Die Wahrscheinlichkeit für Treffer hierzulande ist jedoch extrem gering.

Es kommt immer wieder vor: Raketenteile, ausgediente Satelliten oder Teile alter Raumstationen sinken aus der Erdumlaufbahn ab und treten in die Erdatmosphäre ein. Ab etwa 80 Kilometer Höhe ist diese so dicht, dass sie den Flug solchen Weltraumschrotts stark abbremst. Die Reibung lässt die Trümmerteile dann verglühen – meist jedenfalls. Doch ist der Weltraumschrott besonders massiv und schwer, können Teile die Passage durch die Atmosphäre überstehen und zur Erde herabstürzen.

Batteriepaket der ISS
Das Batteriepaket kurz nach dem Freisetzen von der ISS – es fliegt gerade über Chile hinweg. © NASA

Worum handelt es sich bei dem ISS-Batteriepaket?

Ein solches Stück Weltraumschrott ist auch jetzt auf dem Weg nach unten: Ein rund 2,6 Tonnen schweres Batteriepaket der Internationalen Raumstation ISS wird heute in die Erdatmosphäre eintreten, dort aber wahrscheinlich nur teilweise verglühen, wie die Europäische Raumfahrtagentur ESA mittteilt. Das Paket ist etwa so groß wie ein SUV und beinhaltet neun ausgediente Nickel-Wasserstoff-Batterien der ISS, die Ende 2020 durch neue Lithium-Ionen-Akkus ersetzt wurden.

„Wenn Objekte auf der ISS nicht mehr gebraucht werden, werden sie entsorgt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man lädt sie in eins der vorhandenen Raumschiffe, die sie dann bei ihrer Rückkehr durch einen kontrollierten Wiedereintritt entsorgen. Oder sie werden, wie in dem Fall, ausgestoßen“, erklärte Holger Krag Leiter des ESA-Programms für Weltraumsicherheit, gegenüber der Tagesschau. Astronauten setzten die alten Batterien im Januar 2021 mithilfe des Roboterarms der Raumstation ins All frei.

Seit gut zwei Jahren kreist das Batteriepaket um die Erde, verliert dabei aber immer mehr an Höhe. Die Flugbahn des Schrottteils folgt der der ISS und bewegt sich daher ebenfalls zwischen 51,6 Grad Nord und 52,6 Grad Süd, wie die ESA mitteilt.

Wann und wo passiert der Wiedereintritt?

Am heutigen Freitag, 08. März 2024, hat sich die Flugbahn des ISS-Batteriepakets so weit abgesenkt, dass es in den dichteren Bereich der Erdatmosphäre eintritt – der Weltraumschrott wird zum Meteor. Laut NASA wird dieser Wiedereintritt zwischen Freitag, 13:30 Uhr unserer Zeit, und Samstag 09:30 Uhr erfolgen. Die große Unsicherheit rührt daher, dass das Batteriepaket rund eineinhalb Stunden für eine Erdumkreisung benötigt, aber nicht genau klar ist, bei welchem Orbit das Verglühen beginnt.

Flugbahn
Der Wiedereintritt des ISS-Batteriepaket kann irgendwo im Bereich des von der ISS überflogendne Gebiet stattfinden. © ESA

Auch der Ort des Wiedereintritts ist entsprechend unklar. Laut ESA kommt zurzeit noch fast der gesamte Bereich zwischen der nördlichen und südlichen Grenze der Flugbahn des Batteriepakets in Frage. Erst im Verlauf der nächsten Stunden wird eine nähere Eingrenzung möglich sein, wie Krag erklärt. Ist das Schrotteil einmal in die dichtere Atmosphäre eingetreten, geht es ziemlich schnell: Im Verlauf von rund zehn Minuten wird der Großteil des Batteriepakets verglühen, die übrigbleibenden Trümmer schlagen auf der Erde ein.

Feuerspur und Überschallknall

Doch wie hoch ist das Risiko eines Treffers? „Auch wenn einige Teile den Boden erreichen können, ist das Unfallrisiko und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch getroffen wird sehr gering“, betont die ESA. Weite Teile des potenziellen Absturzgebiets liegen über den Ozeanen oder kaum besiedelten Regionen wie der Sahara oder dem Amazonasgebiet. Allerdings: Auch Europa, darunter der größte Teil Deutschlands, liegen im Risikogebiet.

Das ist auch der Grund, warum das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe bereits gestern eine offizielle Warnmeldung über Apps wie KATWARN und NINA rausschickte. Darin wurde vor einer möglichen Gefahr gewarnt, aber in der niedrigsten möglichen Stufe. In erster Linie sollte die Bevölkerung darüber informiert werden, dass es eine Feuerspur am Himmel und möglicherweise einen Überschallknall beim Überflug eines Trümmerteils geben könnte.

Wie hoch ist das Risiko in Deutschland?

Treffer durch die Trümmerteile seien dagegen in Deutschland statistisch unwahrscheinlich, erklärte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Ähnlich sieht es auch ESA-Experte Holger Krag: „Wenn man sich die gesamte Landmasse zwischen 51,6 Grad Süd und 51,6 Grad Nord anschaut: Das ist ein großer Teil der gesamten Erdoberfläche, davon nimmt Deutschland nur einen ganz kleinen Teil ein“, sagte er gegenüber der Tagesschau.

Wenn Teile des Batteriepakets die Erdoberfläche erreichen, wird dies eher einem Meteoriten-Strom ähneln als einem kompakten Absturz eines geballten Trümmerhaufens. „Das verteilt sich eher in einer längeren Trümmerschleppe. Man wird in dem betroffenen Gebiet eher alle zehn oder 20 Kilometer ein kleineres Teil erwarten“, erklärt Krag.

Quelle: NASA, ESA, tagessschau.de

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