Aktiv bis heute? Unter der Oberfläche des Mars könnten noch immer heiße, vulkanische Magmareservoire existieren, wie neue Analysen von Marsbeben nahelegen. Die niedrige Frequenz einiger dieser Erschütterungen deutet auf eine heiße, teils geschmolzene Ursprungsregion der Beben hin – möglicherweise eine Magmakammer. Die Beben konzentrieren sich zudem unter dem Grabensystem Cerberus Fossae, das schon länger als junges, möglicherweise noch aktives Vulkangebiet gilt.
Der Mars war einst vulkanisch aktiv: Die Eruptionen schufen die größten Vulkane unseres Sonnensystems, allen voran den Olympus Mons. Doch diese Ära galt als lange vorbei – bis Planetenforscher vor wenigen Jahren erste Hinweise auf einen jungen, womöglich noch anhaltenden Vulkanismus auf dem Mars entdeckten. Vor allem in der von Gräben durchzogenen Region Cerberus Fossae deuten frische dunkle Ablagerungen und wiederkehrende Beben darauf hin, dass es im Untergrund noch vulkanische Aktivität geben könnte.

Bebenzentren unter Cerberus Fossae
Jetzt gibt es weitere Hinweise darauf, dass der Mars weit weniger kalt und tot sein könnte als lange gedacht. Simon Stähler von der ETH Zürich und seine Kollegen haben dafür erneut die seismischen Aufzeichnungen der NASA-Raumsonde Mars InSight ausgewertet. Das Seismometer dieser Sonde hat seit Anfang 2019 immer wieder Marsbeben registriert, darunter mehr als 1.100 schwache Erschütterungen mit Frequenzen von mehr als zwei Hertz, aber auch einige Dutzend Beben mit deutlich niedrigerer Wellenfrequenz.
Mithilfe einer optimierten Analysemethode ist es Stähler und seinem Team gelungen, den Ursprungsgort dieser Marsbeben und dessen mögliche Merkmale genauer zu bestimmen. Die Analysen ergaben, dass sowohl die hochfrequenten wie die niedrigfrequenten Marsbeben größtenteils aus dem Grabensystem der Cerberus Fossae stammen. „Allein diese Region setzt ein seismisches Moment von 1,4 bis 5,6 Billiarden Newtonmeter pro Jahr frei – das ist zwei bis achtmal mehr als der gesamte Mond“, berichten die Forschenden.