„Morgenstern“ des Kosmos: Earendel ist der älteste direkt beobachtete Stern im frühen Kosmos. Jetzt verraten neue Aufnahmen des James-Webb-Teleskops mehr über diesen schon vor 12,9 Milliarden Jahren existierenden Stern. Demnach ist Earendel mehr als doppelt so heiß wie die Sonne und strahlt millionenfach heller. Sein Spektrum zeigt jedoch eine schwer erklärbare Anomalie. Sie könnte darauf hindeuten, dass Earendel ein Doppelstern ist, wie die Astronomen berichten. Aber auch dann bleiben Fragen offen.
Die „Morgendämmerung“ des Kosmos begann rund 250 Millionen Jahre nach dem Urknall, als die ersten Sterne entstanden und das junge Universum erleuchteten. Erst mit ihnen begann eine Entwicklung, durch die die meisten Elemente entstanden, die ersten Planetensysteme und letztlich auch wir. Doch wie sahen diese ersten Sterne aus? Bisher können Astronomen dies nur anhand von astrochemischen „Fingerabdrücken“ dieser ersten Sterngeneration abschätzen.
Erstes Infrarot-Spektrum des „Morgensterns“
Doch im März 2022 gelang es Astronomen erstmals, einen Stern aus der Frühzeit des Kosmos direkt abzubilden: Earendel, der „Morgenstern“ des Kosmos, ist 12,9 Milliarden Jahre alt und existierte schon 900 Millionen Jahre nach dem Urknall. Sichtbar wurde dieser Stern dank der scharfen Optiken des Hubble-Teleskops in Kombination mit dem Gravitationslinseneffekt: Ein Galaxiencluster im Vordergrund schob sich so zwischen das Teleskop und den fernen Stern, dass seine Schwerkraft dessen Licht stark verstärkte.
Jetzt hat das Team um Brian Welch von der Johns Hopkins University den fernen „Morgenstern“ erstmals mit dem James-Webb-Weltraumteleskop ins Visier genommen. Mithilfe der Nahinfrarot-Kamera NIRCam analysierten sie das Licht von Earendel in acht Bereichen von 0,8 bis fünf Mikrometer Wellenlänge. Die Spektralanalysen bestätigen die Entfernung des Sterns und auch, dass es sich bei diesem winzigen Lichtpunkt nicht um einen Galaxienkern oder ähnliches nichtstellares Objekt handelt.