Der Mond erweist sich erneut als schwieriges Landeziel: Die unbemannte japanische Mondsonde SLIM ist am Freitag zwar auf dem Erdtrabanten gelandet, doch dabei lief offenbar nicht alles glatt. Die Solarzellen der Landesonde liefern keinen Strom, obwohl die Sonde ansonsten unversehrt scheint und auch erfolgreich zwei Mini-Rover abgesetzt hat. Möglicherweise ist der Lander umgekippt und seine Solarpanele bekommen deswegen keine Sonne.
Obwohl der Mond unser nächster Nachbar ist, sind Landungen auf dem Erdtrabanten alles andere als einfach. In den vergangenen Jahren sind Sonden mehrere Länder beim Versuch einer sanften Mondlandung gescheitert, darunter eine israelische, eine indische und die russische Sonde Luna-25. Im April 2023 stürzte die kommerzielle japanische Mondsonde Hakuto-R beim Landeversuch ab. Erst vor wenigen Tagen verglühte auch „Peregrine„, die erste von einem kommerziellen US-Unternehmen konstruierte Mondlandesonde, nach einer Mondumrundung in der Erdatmosphäre.
Gewagter Landeversuch am geneigten Hang
Jetzt sollte es für Japan endlich klappen: Der am 7. September 2023 gestartete Smart Lander for Investigating the Moon (SLIM) gehört mit nur 200 Kilogramm Nettogewicht und 700 Kilogramm im vollgetankten Zustand zu einer neuen, besonders leichten Form von Raumsonden, wie die japanische Raumfahrtbehörde JAXA mitteilt. Außerdem verfügt die Landesonde über ein spezielles Navigations- und Landesystem, das mithilfe der bordeigenen Kamerabilder eine autonome Landung bis auf 100 Meter genau ermöglichen sollte.
Ziel der japanischen Landesonde war die unmittelbare Umgebung des rund 270 Meter großen Shioli-Kraters auf der uns zugewandten Mondseite. Er ist von einem ausgedehnten Kranz aus hellen „Strahlen“ ausgeworfenen Materials umgeben, das der SLIM-Lander untersuchen sollte. „Weil die Landestelle nahe am Krater liegt, ist die Umgebung um rund 15 Grad geneigt“, erklärt die JAXA. „Daher muss die Landemethode an diese Neigung angepasst sein.“ Dafür sollte die Sonde zuerst zum Hang geneigt mit den beiden vorderen Beinen aufsetzen und sich dann senkrecht aufrichten.
Sanfte Mondlandung ist geglückt…
Bei der Landung der SLIM-Sonde am 19. Januar schien zunächst alles nach Plan zu laufen: Die Landesonde bremste mithilfe ihrer Antriebsdüsen, richtete sich auf und verharrte knapp über der Mondoberfläche in einem Schwebezustand. Dann setzte sie wie geplant die zwei kleinen Mikro-Rover LEV-1 und LEV-2 frei. Um 18:20 Uhr unserer Zeit setzte der SLIM-Lander dann auf der Mondoberfläche auf, wie Telemetriedaten bestätigten. Auch die beiden Mikro-Rover sendeten Daten.
„SLIM hat mit der Bodenstation kommuniziert. Sie empfängt die Befehle von der Erde und reagiert auf normale Weise darauf“, teilte JAXA-Generaldirektor Hitoshi Kuninaka in einer Pressekonferenz mit. Nach Angaben der JAXA hat die SLIM-Sonde damit die sanfte Landung auf dem Mond geschafft. Japan ist damit nach den USA, Russland, China und Indien das fünfte Land, dem die Landung einer Sonde auf dem Erdtrabanten gelungen ist.
…aber die Solarpanele arbeiten nicht
Allerdings zeigte sich schnell, dass bei der Landung der japanischen Sonde nicht alles nach Plan gelaufen ist. Die Solarpanele der Sonde arbeiteten nicht. „Es scheint, als wenn die Solarzellen keinen Strom erzeugen“, so Kuninaka. Die Ursache dafür blieb zunächst unklar, da die Solarpanele selbst nicht beschädigt zu sein schienen. Klar ist jedoch, dass die Landesonde dadurch nur noch über den Strom aus ihren Akkus verfügte.
Das Problem: Die Akkus solcher Landesonden haben in der Regel nur Strom für wenige Stunden. „Wir versuchen daher, alle gespeicherten Daten zur Erde zurückzubekommen und bemühen uns, die wissenschaftliche Ausbeute der Mission zu maximieren“, sagte JAXA-Chef Kuninaka. Warum die Solarpanele nicht arbeiten, ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt aber die Vermutung, dass der SLIM-Lander die komplizierte Landung am geneigten Hang nicht so absolviert hat, wie geplant.
Ist SLIM umgekippt?
Möglicherweise ist die Landesonde umgekippt, sodass ihre Solarzellen jetzt zum Boden zeigen oder zumindest im Schatten liegen. Ein ähnliches Schicksal hatte im Herbst 2016 die europäische Kometen-Landesonde Philae ereilt. Der kleine Lander war beim Landeversuch in eine schattige Felsspalte geraten und konnte daher auch keinen Solarstrom generieren.
Quelle: JAXA