Erdähnliche Planeten sind in der Milchstraße vermutlich keineswegs die Ausnahme. Einer neuen Berechnung zufolge könnte jeder zweite Stern in unserer Galaxie mindestens einen Erdzwilling besitzen. Ein Großteil dieser Himmelskörper entgeht bisher allerdings noch den Teleskopen der Astronomen. Denn sie sind zu klein und umkreisen ihre Sterne zu weit entfernt, um mit heutigen Optiken gefunden zu werden, wie US-amerikanische Forscher berichten.
In den letzten Jahren hat sich die Sicht der Astronomen in punkto Exoplaneten dramatisch gewandelt. Galt die Erde früher als Sonderling und seltener Glücksfall – steinig, wasserreich und in genau der richtigen Entfernung von unserer Sonne, um Leben zu ermöglichen, sieht das Bild heute anders aus. Heute gehen Forscher davon aus, dass es allein in unserer Milchstraße Millionen Planeten um ferne Sonnen geben könnte – und dass darunter auch zahlreiche Erdzwillinge sind. Besonders die bisher mehr als tausend Planetenfunde des NASA-Weltraumteleskops Kepler haben es den Astronomen ermöglicht, grobe Schätzungen der Planetenzahlen zu wagen.
Kepler übersieht ein Viertel der Erdzwillinge
Forscher der University of California in Berkeley und der University of Hawaii haben nun eine neue Schätzung speziell für die erdähnlichen Planeten auf der Jahrestagung der American Astronomical Society im kalifornischen Long Beach veröffentlicht. Erstautor Erik Petigura schrieb dafür eigens eine neue Software, die die Daten des Kepler-Teleskops analysierte. Im Gegensatz zu bisherigen Analysen stellte er dabei gezielt die Frage: Wie viele Erdzwillinge gehen Kepler durch die Lappen? Denn das Weltraumteleskop kann die winzigen Lichtschwankungen, die ein vor seinem Stern vorüberziehender erdähnlicher Planet auslöst, bisher nur dann registrieren, wenn dieser Planet dem Stern relativ nahe ist.
Nach den Berechnungen von Petigura und seinen Kollegen entgeht Kepler heute noch jeder vierte Erdzwilling. Das aber bedeutet, dass auch die Gesetzmäßigkeiten, von der bisherige Schätzungen der Planetenzahlen ausgingen, nur zum Teil stimmen. „Die Daten bestätigen, dass die Zahl der Planeten größer wird, je kleiner sie werden“, erklären die Forscher. Nur ein Prozent der Sterne besitze Gasriesen von der Größe des Jupiter, kleinere Gas- und Eisplaneten wie der Neptun kämen dagegen schon bei zehn Prozent der Sterne vor. Das sei ähnlich wie bei einem Sandstrand, bei dem es viel mehr Sandkörner als größere Kiesel gebe.
Jeder zweite Stern mit erdähnlichem Planeten?
Einen Unterschied gibt es aber, wie Petigura und seine Kollegen feststellten: Ab einer Größe von etwa zwei Erddurchmessern nimmt die Zahl der Planeten nicht mehr zu. Stattdessen stagniert sie. Dennoch gehen sie davon aus, dass etwa jeder zweiter Stern in der Milchstraße eine Supererde oder einen Erdzwilling besitzen könnte. Natürlich bedeute das nicht, dass diese Planeten damit automatisch lebensfreundlich seien, betonen die Forscher.
Ihrer Analyse nach bewegen sich mindestens 17 Prozent dieser erdähnlichen Planeten näher an ihrem Stern als der Merkur. Sie wären damit höchstwahrscheinlich viel zu heiß, um die Entstehung von Leben zu ermöglichen. Andere Planeten dieser Größenordnung könnte dagegen aber durchaus in der habitablen Zone kreisen – und sie wären dann vielversprechende Kandidaten für außerirdisches Leben.
(American Astronomical Society, 10.01.2013 – NPO)