Im Dauerdunkel versteckt: Planetenforscher haben zwei zuvor unbekannte und noch geologisch recht junge Krater auf dem Mond entdeckt. Einer davon entstand vor „nur“ 16 Millionen Jahren, der andere ist maximal 420 Millionen Jahre alt. Beide Krater entgingen bisher der Entdeckung, weil sie im
tiefen Schatten von größeren Kratern am Südpol des Mondes liegen. Erst ein Spezialinstrument spürte sie auf.
Die von Kratern übersäte Oberfläche des Mondes zeugt davon, dass auch in unserem Sonnensystem immer wieder Asteroiden und kleinere Gesteinsbrocken umherfliegen und einen Himmelskörper treffen können. Weil der Mond keine Atmosphäre besitzt, bleiben auf ihm diese vergangenen Einschlagsspuren lange nahezu unverändert erhalten. Sie geben daher Auskunft über Häufigkeit und Alter solcher Treffer, aber auch über Prozesse auf dem Mond selbst.
Versteckt im Dauerschatten
Jetzt haben Daten der NASA-Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) selbst auf unserem vermeintlich komplett erforschten Trabanten noch zwei zuvor unbekannte Krater aufgespürt. Beide liegen in größeren, bereits bekannten Kratern am lunaren Südpol – dem Faustini und dem Slater Krater – und waren daher im tiefen Dauerschatten dieser Senken versteckt.
Aufgespürt hat sie erst das sogenannte Lyman-Alpha Mapping Project (LAMP) an Bord der Mondsonde. Dieses nutzten die Forscher, um mit Hilfe der diffusen Himmelsstrahlung im ferninfraroten Bereich und dem UV-Licht naher Sterne optisch dunkle Gebiete des Mondes abzubilden und zu kartieren. Die neu entdeckten Krater haben einen Durchmesser unterhalb von zwei Kilometern und sind damit eher klein.
Geologisch sehr jung
Das Spannende aber ist: Beide Krater sind nach geologischen Maßstäben noch ziemlich jung. Einer entstand erst vor rund 16 Millionen Jahren, wie an der noch rauen Oberfläche der ihn umgebenden Auswurfgesteine zu erkennen ist. Dieser Auswurfring erscheint im LAMP-Bild als heller Ring, wie die Forscher erklären. Der zweite Krater ist etwas älter, die Wissenschaftler schätzen sein Alter auf 75 bis 420 Millionen Jahre.
„Solche ‚jungen‘ Einschlagskrater sind eine wirklich aufregende Entdeckung“, sagt Kathleen Mandt vom Southwest Research Institute (SwRI) in San Antonio. „So geologisch junge Krater zu finden und ihr Alter zu bestimmen hilft uns dabei, die Kollisionsgeschichte des Sonnensystems zu entschlüsseln.“ Weil der Mond so nahe an der Erde ist, lassen sich von seinen Treffern zudem Rückschlüsse auf das Einschlagsrisiko für die Erde ziehen.
Neue Methode auch für andere Himmelskörper nützlich
Wie die Forscher berichten, ist dies das erste Mal, dass neue Krater mit Hilfe der LAMP-Methode gefunden wurden. „Es ist aufregend und sehr befriedigend, eine einzigartige und eher unerwartete Methode für die Entdeckung und Altersbestimmung von jungen Kratern im Verlauf einer Mission zu finden“, sagt Thomas Greathouse, verantwortlich für das LAMP-Instrument an Bord des Lunar Reconaissance Orbiter.
Er und seine Kollegen sehen gute Chancen, damit auch auf anderen Himmelskörpern bisher versteckte Oberflächenstrukturen aufzuspüren. „Diese Methode wird nützlich sein nicht nur auf dem Mond, sondern auch auf anderen spannenden Objekten wie dem Merkur, dem Zwergplaneten Ceres oder dem Asteroiden Vesta“, sagt Mandt.
(Southwest Research Institute, 24.05.2016 – NPO)