Kosmische Katastrophe: Der Gasriese Jupiter könnte in seiner Frühzeit eine frontale Kollision mit einem massereichen Protoplaneten durchlebt haben – mit bis heute nachweisbaren Folgen. Denn der Planetenembryo der zehnfachen Erdmasse drang tief ins Innere des Gasplaneten ein und zerstörte dessen Kern. Das könnte erklären, warum der Jupiterkern bis heute weniger dicht und „ausgefranster“ ist als er sein dürfte, wie Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Dramatische Kollisionen waren im frühen Sonnensystem keine Seltenheit – im Gegenteil. Gängiger Theorie nach schuf erst ein Zusammenstoß der Erde mit einem marsgroßen Protoplaneten unseren Mond. Kurz darauf könnte dieser möglicherweise mit einem zweiten Erdtrabanten kollidiert und verschmolzen sein. Und auch für die Planeten Merkur und Uranus vermuten Planetenforscher inzwischen frühe Kollisionen mit Protoplaneten oder Planetenbausteinen.
Rätsel um „zu dünnen“ Kern
Dass auch der Gasriese Jupiter nicht ungeschoren davonkam, legt nun eine Studie von Forschern um Shang-Fei Liu von der Rice University in Houston nahe. Sie haben sich mit einer Frage befasst, die die jüngsten Daten der NASA-Raumsonde Juno aufgeworfen haben. Denn ihre Messungen ergaben, dass der Kern des Jupiter weniger dicht und klar abgegrenzt ist als erwartet. Die in ihm konzentrierten schweren Elemente sind bis weit in die darüberliegende Schicht verteilt.
„Das ist verwunderlich“, sagt Lius Kollege Andrea Isella. Denn ein solcherart „verdünnter“ Kern widerspricht der gängigen Theorie zur Planetenbildung, nach der Gasplanet einen festen, klar abgegrenzten Kern besitzen müsste. „Das deutet darauf hin, dass irgendetwas passiert sein muss, das den Kern aufmischte“, erklärt Isella. Aber was? Das haben die Forscher nun in einem Modell rekonstruiert.