Ein mysteriöses Filament und eine lange verschollene Welle: Neue Aufnahmen des Jupiter liefern überraschende, neue Formationen in der Wolkendecke des Gasriesen. So ist der Große Rote Fleck weiter geschrumpft, gleichzeitig entdeckten NASA-Forscher aber ein seltsam fädiges Filament in seinem Zentrum. Ungewöhnlich ist auch das Wiederauftauchen einer seit mehr als 30 Jahren verschwundenen Welle in einem Sturmband nördlich des Äquators.
Der Große Rote Fleck auf dem Jupiter ist so groß und auffällig rot, dass Astronomen ihn schon vor mehr als 300 Jahren mit ihren einfachen Teleskopen sehen konnten. Kein anderer Sturm im Sonnensystem ist zudem konstant wie er. Im letzten Jahr jedoch erreichte dieser Riesen-Wirbelsturm einen historischen Tiefstand: In nur zwei Jahren schrumpfte sein Durchmesser um knapp 1.000 Kilometer.
Jetzt haben Planetenforscher mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble eine neue Bestandsaufnahme des Gasriesen und seiner Stürme durchgeführt. Die Aufnahmen enthüllen, dass der Große Rote Fleck seit 2014 um weitere 240 Kilometer geschrumpft ist. Er verliert damit zwar immer noch an Größe, aber nicht mehr ganz so schnell wie in den letzten beiden Jahren. Außerdem ist er heller geworden und nimmt eine immer kreisrundere Form an.
Mysteriöses Filament im Sturmzentrum
Eine seltsame Beobachtung machten die Forscher im Zentrum des Roten Flecks: Dort zeigen die Aufnahmen ein ungewöhnliches Wolkenfilament, das sich durch fast die gesamte Länge des Wirbels zieht. Dieser fädige Schleier rotiert und verdreht sich während der rund zehnstündigen Beobachtungszeit des Teleskops. Er wird offenbar durch die 150 Meter pro Sekunde schnellen Winde im Sturmzentrum verwirbelt.
Worum es sich bei diesem Filament handelt und warum es eine so ausgeprägte Fadenform hat, ist bisher rätselhaft. „Jedes Mal, wenn wir uns den Jupiter anschauen, sehen wir spannende Hinweise darauf, dass dort etwas wirklich Aufregendes abläuft“, sagt Amy Simon vom Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt. „Dieses Mal ist da keine Ausnahme.“
Seltsame Welle nördlich des Äquators
Noch etwas Ungewöhnliches entdeckten die Forscher im nördlichen äquatorialen Sturmband des Gasplaneten. Denn sie fanden ein Wellenband wieder, das zuletzt in Aufnahmen der Voyager 2-Sonde vor mehreren Jahrzehnten schwach zu sehen war. „Bis jetzt dachten wir, die von Voyager gesehene Welle war nur ein Artefakt“, sagt Glenn Orton vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. „Doch wie sich jetzt zeigt, ist es real, nur sehr selten.“
Die rätselhafte Welle liegt rund 16 Grad nördlich des Jupiter-Äquators in einer Region, die von Zyklonen und Antizyklonen übersät ist. Die Forscher vermuten, dass die Welle ihren Ursprung n der klaren Gasschicht unterhalb der Wolkendecke hat. Sichtbar werden die Turbulenzen nur an den Stellen, an denen sie über ihnen liegenden Wolken beeinflussen. Die Wellen könnten den sogenannten Baroklinen Wellen ähnelt, die in der Erdatmosphäre manchmal im Vorfeld von Wirbelstürmen entstehen.
(NASA, 14.10.2015 – NPO)