Der größte Planet unseres Sonnensystems, Jupiter, lohnt die Beobachtung nicht nur um seiner selbst willen. Astronomen haben jetzt festgestellt, dass der Gasriese auch überraschende Einblicke in die solare Aktivität auf der von uns abgekehrten Seite der Sonne gibt. Die Betrachtung im ESA Röntgenteleskop XMM Newton enthüllte Strahlung im Röntgenspektrum, die ursprünglich von der Sonnen kommt und vom Riesenplanet reflektiert wird.
Jupiter bietet nicht nur im sichtbaren Licht, sondern auch im Röntgenlicht einen spektakulären Anblick: Um seine Polen ranken sich gewaltige Polarlichter und auch der Äquator leuchtet in verschiedensten Tönen. Forscher hatten bereits zuvor angenommen, dass diese äquatorialen Strahlen nicht von Jupiter selbst generiert werden, sondern als Reaktion auf Sonnenaktivität entstehen. Im November 2003, während einer Periode hoher solarer Aktivität, legten sich die Astronomen daher auf die Lauer.
„Wir stellten fest, dass die tagtägliche Röntgenstrahlung vom Jupiter mit den Emissionen der Sonne synchron verlief“, erklärt Anil Bhardwaj vom Marshall Space Flight Centre der NASA und Hauptautor der Studie. „Dummerweise verpassten wir einen relativ großen solaren Flare, weil sich XMM Newton gerade auf der abgewandten Seite befand. Aber wir hatten auch Glück, besonders klar war die Signatur eines mittelstarken Flares, der während der Beobachtungszeit von 3,5 Tagen losging – es gab ein korrespondierendes Leuchten der jovianischen Röntgenstrahlen.“
Dieses Ergebnis bestätigt nicht nur die Vermutungen der Astronomen, es zeigt auch einen neuen Weg auf, um die Sonne besser zu beobachten. Zwar tun dies bereits jetzt verschiedenen Observatorien im All, die wie beispielsweise SOHO, und auf der Erde, doch es gibt noch Lücken in der Überwachung, da einige Gebiete der Sonne zu manchen Zeiten außerhalb der Reichweite dieser Beobachtungsstationen liegen.
„Da der Jupiter die Sonne umkreist, hoffen wir, mehr über die aktiven Gebiete der Sonne zu erfahren, die wir von der Erde aus nicht sehen können, indem wir die jovianischen Röntgenstrahlen beobachten“, erklärt Graziella Branduardi-Raymont vom University College in London. „Wenn ein großer solarer Flare sich auf der Jupiter zugewandten Seite ereignet, können wir es im reflektierten Licht des Planeten beobachten, selbst wenn wir die Region, an der er entsteht, von der Erde aus nicht direkt sehen können.“
Die Jupiteratmosphäre ist dabei allerdings kein perfekter Spiegel der solaren Röntgenstrahlen. Eher gleicht sie einem ziemlich blinden Mattglas: Denn typischerweise wird nur einer von tausend Röntgenphotonen von ihr zurückgeworfen. Doch den Astronomen könnte dies schon ausreichen, um wertvolle neue Erkenntnisse zu sammeln. Und je energiereicher die Photonen sind, desto größer ist ihr reflektierter Anteil.
(PPARC, 08.03.2005 – NPO)