Verblüffende Entdeckung: Die Dunkle Materie hatte im frühen Universum viel weniger Einfluss auf Galaxien als heute. Denn wie Astronomen herausfanden, drehen sich die Außenbereiche dieser frühen Sternansammlungen überraschend langsam. Das aber ist nur erklärbar, wenn in den damaligen Galaxien die normale Materie die Überhand hatte – und die Dunkle Materie weitgehend fehlte, so die Forscher im Fachmagazin „Nature“.
Die Dunkle Materie macht einen großen Anteil der Masse unserer Milchstraße aus, sie steckt in Dunklen Galaxien und bildet sogar ganze Brücken und Filamente in unserer kosmischen Umgebung. Sie ist dabei zwar nicht sichtbar, verrät sich aber durch ihre Schwerkraftwirkung. So treibt ihre starke Präsenz im Halo der lokalen Galaxien die Rotation der äußeren Galaxienbereiche an und sorgt für eine innen und außen fast gleichschnelle Drehbewegung.
Unklar aber ist bisher, wie die Dunkle Materie im Universum verteilt ist: War sie in der Anfangszeit des Kosmos schon ähnlich dicht wie heute – und beeinflusste sie auch damals schon das Verhalten der frühen Galaxien?
Überraschend andere Rotation
Um das zu klären, haben Astronomen um Reinhard Genzel vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching nun die Rotation von mehreren hundert sternbildenden Galaxien in bis zu zehn Milliarden Lichtjahren Entfernung untersucht. Sie nutzten dafür unter anderem Spektrometer am Very Large Telescope der ESO in Chile. Bei sechs dieser Galaxien gelang es sogar, individuelle Rotationskurven zu ermitteln.