Überraschend kugelig: Der nur 430 Kilometer große Asteroid Hygiea ist der mit Abstand kleinste Zwergplanet des Sonnensystems, wie neue Beobachtungen enthüllen. Denn Hygiea ist trotz seiner geringen Größe fast perfekt rund – und erfüllt damit auch das vierte und entscheidende Kriterium für einen Zwergplaneten, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Astronomy“ berichten. Dies wirft ein neues Licht auch auf andere, noch nicht näher vermessene Objekte dieser Größe im Sonnensystem.
Um als Zwergplanet zu gelten, muss ein Himmelskörper vier Kriterien erfüllen: Er muss die Sonne umkreisen, darf kein Mond sein und muss durch seine eigene Schwerkraft eine nahezu kugelige Form bekommen haben – das sogenannte hydrostatische Gleichgewicht. Im Gegensatz zu echten Planeten haben Zwergplaneten zudem ihre Umlaufbahn nicht von anderen Himmelskörpern „freigeräumt“ – ein Aspekt, der bei Pluto bis heute für Streit sorgt.
Bisher erkennt die Internationale Astronomische Union (IAU) offiziell nur fünf Himmelskörper des Sonnensystems als Zwergplaneten an: die transneptunischen Objekte Pluto, Eris, Haumea und Makemake sowie Ceres im Asteroidengürtel. Jenseits des Neptun gibt es zudem zahlreiche, noch nicht bestätigte Zwergplaneten-Kandidaten – bei ihnen lässt sich die kugelige Form wegen zu geringer Auflösung der Teleskope nicht verlässlich nachweisen. Deshalb war unklar, wo die Untergrenze für einen Zwergplaneten liegt: Ist Ceres mit seinen 950 Kilometer Durchmesser schon der kleinstmögliche Zwergplanet? Oder könnte auch ein kleinerer Himmelskörper genügend Schwerkraft für die Kugelform besitzen?

Hygiea im Visier
Eine Antwort auf diese Frage liefern nun neue Beobachtungen des viergrößten Objekts im Asteroidengürtel – des 430 Kilometer großen Asteroiden Hygiea. „Hygeia konnte noch nie mit genügend hoher Auflösung beobachtet werden, um Details seiner Oberfläche zu zeigen oder seine Form und Größe näher zu bestimmen“, erklären Pierre Vernazza vom Astrophysikalischen Laboratorium in Marseille und seine Kollegen.