Astronomie

Komet ab jetzt mit bloßem Auge sichtbar

Vorbeiflug des Kometen Pan-STARRS beschert uns in den kommenden Wochen ein spektakuläres Himmelsschauspiel

Aufnahme des Kometen Pan-STARRS C/2011 L4. Der obere gebogene Schweif besteht vor allem aus Staub, der rechte Schweif aus Gas und geladenen Teilchen. © Terry Lovejoy

Ab jetzt ist an unserem Abendhimmel ein seltenes Ereignis sogar mit bloßem Auge sichtbar: Der Vorbeiflug eines Kometen. Der Komet Pan-STARRS erreicht am Sonntag seinen sonnennächsten Punkt und könnte in den kommenden Tagen so hell werden, dass er wie einer der hellsten Sterne am Himmel erscheint. Sein langgezogener Schweif könnte bis zu 20 Grad weit über den Himmel reichen, schätzen Astronomen. Noch bis zum 23. März ist der helle Lichtpunkt am Himmel auch ohne Fernglas sichtbar.

Schmutzige Schneebälle auf Sonnenkurs

Kometen sind große Klumpen aus Eis und Staub, quasi eine Art „schmutzige Schneebälle. Im Gegensatz zu Asteroiden, die häufig aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammen, haben Kometen eine viel weitere Reise hinter sich, wenn sie ins innere Sonnensystem kommen. Denn die meisten von ihnen kreisten ursprünglich im Kuiper-Gürtel jenseits des Neptun-Orbits oder noch weiter entfernt in der Oortschen Wolke. Durch Kollisionen mit einem der zahlreichen anderen eisigen Körper wurden diese Kometen irgendwann aus ihrer Bahn geworfen und in Richtung des inneren Sonnensystems katapultiert.

Nähert sich ein solcher Komet auf seiner Bahn der Sonne, beginnt das Eis zu verdampfen und reißt dabei Staubteilchen mit sich. Es entsteht eine bis zu 100.000 Kilometer große Gas- und Staubhülle um den Kometenkern. Kommt er noch näher heran, verdampft so viel Material, dass sich zwei gewaltig ausgezogene Schweife bilden, einer aus Staubteilchen und einer aus geladenen Gaspartikeln, die vom Sonnenlicht ionisiert wurden. Diese Schweife können mehrere Millionen Kilometer lang sein und dadurch zu beeindruckenden Leuchterscheinungen werden. Nur selten allerdings erreichen Kometen eine so spektakuläre Helligkeit, dass man sie mit bloßem Auge am Himmel erkennen kann. Der letzte Komet, der gut ohne Hilfsmittel beobachtet werden konnte, war „Hale-Bopp“ im Jahr 1997.

Position des Kometen beim Blick an den Abendhimmel © NASA

Nach Sonnenuntergang am Horizont sichtbar

Jetzt aber gibt es wieder eine Chance: der Komet Pan-STARRS C/2011 L4. Dieser erst im Juni 2011 entdeckte kosmische Schneeball erreicht den sonnennächsten Punkt seiner Flugbahn am 10. März 2013. „Gefährlich für die Erde kann dieser Schweifstern nicht werden, da er in einer Entfernung von mehr als 150 Millionen Kilometern an der Erde vorbeiziehen wird“, sagt Michael Geffert vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn. Sichtbar wird der Komet Pan-STARRS ab dem 9. März in der Abenddämmerung. Er steht dabei noch sehr nahe am nordwestlichen Horizont.

Am 10. März erreicht er seine höchste Helligkeit und könnte dann nach Schätzungen der Astronomen eine Helligkeit von zwei bis 1,5 Magnituden erreichen. Damit wäre er so hell wie beispielsweise die Sterne im großen Wagen oder im Gürtel des Orion. Nach Angaben der Astronomen ist die geeignetste Beobachtungszeit für den Kometen vom 16. bis 23. März. Denn bis zu dieser Zeit ist er etwas nach Norden gewandert und geht dadurch erst nach Ende der Abenddämmerung unter. Sein Schweif ist in dieser Zeit besonders lang, aber vermutlich ist dieser nur mit einem Fernglas oder Teleskop sichtbar.

Die Positionen des Kometen am Nachthimmel im Monat März © Alan Fitzsimmons / Bisque

Extrem lange Umlaufbahn

Der Komet gehört zu den sogenannten langperiodischen Kometen – den Himmelsbrocken, die für einen Umlauf ihrer elliptischen Bahn mehr als 200 Jahre benötigen – meist sogar mehrere zehntausend Jahre. Die Umlaufzeit von Pan-STARRS ist so groß, dass sie bislang nicht einmal genau bestimmt werden konnte – und sie ist auch der Grund dafür, dass der Komet erst vor zwei Jahren entdeckt wurde. Astronomen entdecken pro Jahr mit ihren Teleskopen etwa 30 neue Kometen, die sich auf diesen langgestreckten Bahnen um die Sonne bewegen. Anders ist dies beispielsweise bei dem Halley’schen Kometen, der zu den kurzperiodischen Kometen gehört. Sie benötigen weniger als 200 Jahre für eine Umkreisung und tauchen daher mit schöner Regelmäßigkeit am Himmel auf.

Für das laufende Jahr 2013 erwarten Astronomen noch einen Kometenbesuch, der sogar noch spektakulärer ausfallen könnte. Denn der Brocken mit der kryptischen Bezeichnung C/2012 S1 ISON könnte im November vielleicht sogar am Tageshimmel sichtbar sein. „Das ist phantastisch, dieses Jahr ist für uns das Jahr der Kometen“, so Geffert. Astronomen der Universität Bonn haben über viele Jahre zur Beobachtung und Bahnbestimmung neuer Kometen beigetragen.

Das Argelander-Institut hat eine Sonderseite zum Kometen eingerichtet

Die Bahn des Kometen ist in diesem Youtube-Video dargestellt. Und in diesen Video der NASA wird genauer beschrieben, wann und wo man Pan-STARRS am besten beobachten kann.

(Universität Bonn / NASA / Observatoire de Paris, 08.03.2013 – NPO)

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