Zum ersten Mal haben Astronomen den Sturz eines Kometen auf die Sonne bis zu seinem Ende beobachtet. Die Forscher verfolgten die Lichtspur des per Zufall entdeckten „Sungrazers“ sogar durch die Sonnenkorona hindurch. Der Komet überlebte diese Millionen Grad heiße Passage, um dann in der Chromosphäre der Sonne endgültig zu verdampfen.
Kometen sind Brocken aus Eis und Staub, deren verdampfende Gase ihnen einen leuchtenden Schweif verleihen, wenn sie das innere Sonnensystem passieren. Einige von ihnen passieren dabei sogar so nah an der Sonne, dass sie deren Korona zu berühren scheinen, andere schlagen ein. Bisher sind solche „Sungrazer“ allerdings nur selten nah an unserem Zentralstern beobachtet worden, da die Helligkeit der Sonne sie komplett überstrahlt. Jetzt aber haben Astronomen der Universität von Kalifornien in Berkeley einen solchen solaren Treffer erstmals auf seinem Weg bis in die Korona der Sonne verfolgt.
Sonnen-Komet als Zufallsentdeckung
Seine Entdeckung war ein reiner Zufall, denn eigentlich waren die Sonnenforscher der Universität von Kalifornien, Juan Carlos Martinez-Oliveros, Claire Raftery, Samuel Krucker und Pascal Saint-Hilaire, solaren Plasmaausbrüchen auf der Spur. Doch am 12. März 2010 tauchte der Komet plötzlich als Lichtspur in den Daten der Sonnenobservatorien STEREO und SOHO auf – und zwar ungewöhnlich nah an der Sonnenoberfläche. Zunächst stuften ihn die Forscher aber dennoch als an der Sonne vorbeifliegend ein.
Unter Annahme, er würde in einem Bogen um den Stern herum fliegen, wollten die Astronomen die Gelegenheit nutzen, um zu testen, ob die Daten des Observatoriums STEREO auch genau genug für eine Flugbahnberechnung wären. Die Antwort war ja: Die Berechnungen ergaben, dass der Komet wahrscheinlich zur so genannte Kreutz-Gruppe von Kometen gehörte, einem Schwarm von Objekten, der durch das Auseinanderbrechen eines größeren Kometen entstand. Sie alle kreisen auf Bahnen, die sie sehr dicht an der Sonne vorbei führen, 2004 wurden viele von ihnen durch den Schwerkrafteinfluss des Jupiter aus ihrer Bahn geworfen.
Bahn bis in die Chromosphäre verfolgt
Doch der von ihnen beobachtete Komet durchlief, so die Erkenntnis der Astronomen, seine Sonnenbahn zum ersten – und gleichzeitig letzten – Mal. Denn die Daten enthüllten, dass der Komet schon zwei Tage nach seiner ersten Entdeckung auf der Sonne einschlagen würde. Sogar die Einschlagszone konnten die Forscher bis auf 1.000 Kilometer genau bestimmen. Mit Hilfe von Daten des Mauna Loa Solar Observatory versuchten die Forscher anschließend, die Spur des Kometen im UV-Licht bis in unmittelbare Sonnennähe zu verfolgen. „Wir glauben, dass dies das erste Mal ist, dass ein Komet im dreidimensionalen Raum so nah an der solaren Korona beobachtet worden ist“, so Raftery.
Schwere Elemente widerstehen Korona-Hitze
Tatsächlich zeigte sich eine rund sechs Minuten anhaltende Lichtspur nur wenige tausend Kilometer über der Sonnenoberfläche. Sie ging durch die Millionen Grad heiße Korona hindurch und reichte bis in die kühlere Chromosphäre der Sonne. Offenbar hatte der Komet die ungeheure Hitze der Korona überlebt und war erst in der 100.000°C heißen Chromosphäre vollständig verdampft.
Nach Ansicht der Forscher könnte die Zusammensetzung des Kometen ihm seine hohe Widerstandstandsfähigkeit verliehen haben. Aus der relativ geringen Länge seines Schweifs von nur rund drei Millionen Kilometern schließen sie, dass der Komet viele schwerere Elemente enthalten haben muss, die nicht so leicht verdampfen. Dadurch könnte er den starken Sonnenwind und die extremen Temperaturen der Korona für die kurze Zeit seiner Passage überlebt haben.
(University of California – Berkeley, 26.05.2010 – NPO)