Kosmische Leere: Liegt unsere Milchstraße in einer enormen Blase mit nur halb so vielen Sternen, Gasen und Galaxien wie im Rest des Kosmos? Wenn ja, könnte dies eines der großen Rätsel der Astronomie lösen. Denn diese Ausdünnung unserer kosmischen Nachbarschaft würde erklären, warum Messungen der kosmischen Expansion je nach Methode auf ganz unterschiedliche Werte kommen, wie nun ein Forscher berichtet.
Seit dem Urknall dehnt sich das Universum aus – Galaxien, Gaswolken und Sterne streben seither in immer schnellerem Tempo auseinander. Als mögliche Antriebskraft für diese kosmische Expansion gilt die rätselhafte Dunkle Energie, eine Art Gegenspieler der Gravitation. Die Rate der Ausdehnung lässt sich über die Hubble-Konstante ermitteln.
Unerklärliche Diskrepanzen
Doch genau hier liegt das Problem: Astronomen kommen bisher zu stark abweichenden Werten für die Hubble-Konstante. Daten aus der Frühzeit des Universums in Form der kosmischen Hintergrundstrahlung ergeben eine Hubble-Konstante von rund 67 Kilometer pro Sekunde pro Megaparsec. Doch Messungen anhand von Supernovae, Gravitationslinsen und veränderlichen Sternen, den sogenannten Cepheiden, ergeben Hubble-Werte von 72 bis 74 – und damit eine deutlich schnellere Expansion.
Und je mehr Messungen die Astronomen durchführen, desto mehr scheint sich diese Diskrepanz zu bestätigen. „Die beiden Werte sind in den letzten Jahren immer genauer geworden und trotzdem bleiben sie klar verschieden“, erklärt Lucas Lombriser von der Universität Genf. Das wirft nicht nur die Frage auf, ob irgendwo ein grundlegender Fehler liegt – es stellt auch gängige kosmologische Modelle in Frage. Denn nach diesen dürfte die Expansion im frühen Kosmos nicht substanziell anders sein als heute.