Primordiale Wellen: Spezielle Neutrinos könnten den frühen Kosmos vor der Auslöschung gerettet haben. Denn ihre asymmetrischen Zerfälle verschafften der Materie die Übermacht über die Antimaterie, wie ein Modell nahelegt. Das Spannende daran: Wenn es diese Neutrinozerfälle gab, müssten sie Spuren in Form von speziellen Gravitationswellen hinterlassen haben – und diese könnten schon in naher Zukunft nachweisbar werden.
Eigentlich dürfte das Universum gar nicht existieren. Denn beim Urknall entstand gleich viel Materie wie Antimaterie und deshalb müssten sich beide gegenseitig ausgelöscht haben. Stattdessen überlebte der Kosmos und die Materie in ihm dominiert. Eine mögliche Erklärung dafür wären winzige Unterschiede im Verhalten von Teilchen und ihren Antiteilchen. Doch bisher haben Forscher eine solche Asymmetrie weder bei der Kernkraft, noch im Spektrum, dem Magnetverhalten oder dem Masse-Ladungs-Verhältnis gefunden. Einzig beim Zerfallsverhalten einiger Teilchen gibt es Hinweise auf eine Verletzung der sogenannten CP-Invarianz.

Schwere Neutrinos als Zünglein an der Waage?
Doch es gäbe noch eine zweite mögliche Erklärung für die Dominanz der Materie: Die Neutrinos sind schuld. Von diesen fast masselosen, kaum mit Materie wechselwirkenden Teilchen existieren gängiger Theorie nach drei Sorten, die sich spontan ineinander umwandeln können. Doch einige Messdaten von Teilchenbeschleunigern deuten darauf hin, dass es vielleicht noch eine vierte Neutrino-Sorte gibt. Diese sterilen Neutrinos könnten ein massereiches, „rechtsdrehendes“ Gegenstück zu den drei bekannten Neutrino-Sorten mit minimaler Masse und linksdrehendem Spin bilden.
Das Spannende daran: Diese schweren Neutrinos könnten nach dem Urknall der Materie zur Dominanz verholfen haben. „Als das Universum Billionen Mal heißer war als der heißeste Ort im heutigen Kosmos, verhielten sich die Neutrinos wahrscheinlich so, dass dies das Überleben des Kosmos sicherte“, erklärt Koautor Graham White vom TRIUMF-Forschungszentrum in Vancouver.