Folgenreiche Verschiebung: Die Mondmaria und viele andere Krater auf dem Mond sind rund 200 Millionen Jahre älter als bisher angenommen, wie eine Neudatierung enthüllt. Diese Korrektur der lunaren „Krateruhr“ hat Auswirkungen auch für die Geschichte der Erde und des inneren Sonnensystems. Denn die urzeitliche Phase heftigen Bombardements durch Asteroiden fand der neuen Datierung zufolge früher statt – und damit möglicherweise auch die Entstehung der Kontinente und des Lebens.
Die Oberfläche des Mondes ist von Einschlagskratern geradezu übersät. Einige von ihnen sind von der Erde aus mit bloßem Auge zu erkennen, wie die großen Einschlagsenken auf der uns zugewandten Seite. Die Form dieser dunklen Mondmare hat schon unsere Vorfahren dazu inspiriert, ein Gesicht, einen Hasen oder andere Formen auf der Mondscheibe zu sehen.

Mondkrater als „Uhr“ des Sonnensystems
Doch für die Wissenschaft haben die Mondkrater eine ganz andere Bedeutung: Weil sie über Jahrmilliarden erhalten geblieben sind, sind sie wichtige Zeugen der Frühgeschichte unseres Sonnensystems. An ihnen lässt sich ablesen, wann wie viele Asteroiden auf dem Mond und den Planeten des inneren Sonnensystems eingeschlagen sind. Damit hilft diese Krater-Chronologie dabei, geologische Ereignisse auf dem Mond und anderen Himmelskörpern einzuordnen und zu datieren.
Umso wichtiger ist es, das Alter der Mondkrater möglichst genau zu bestimmen. Möglich wird dies durch Kombination zweier Methoden: Zuerst ermittelt man die relative Reihenfolge und Häufigkeit der Einschläge, indem man sich anschaut, welche Mondkrater einander überlappen und wie stark sie erodiert sind. Im zweiten Schritt haben Wissenschaftler Mondgesteinsproben der Apollo-Missionen genutzt, um das absolute Alter einiger dieser Krater zu bestimmen – und so die relative Zeitabfolge zu überprüfen und zu „eichen“.