Wenn es jemals Leben auf dem Mars gegeben hat, muss es noch härteren Bedingungen getrotzt haben, als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis der neuen, bisher umfassendsten Analyse der Daten des Mars Rovers „Opportunity“ aus seinem Untersuchungsgebiet der Meridiani Planum. Entstanden, so die Schlussfolgerungen der Forscher, kann Leben zumindest an dieser Stelle wohl nicht sein.
Steve Squyres von der Cornell University in Ithaca, New York ist Forschungsleiter der Rovermission und für die wissenschaftlichen Instrumente an Bord von Opportunity zuständig. Gemeinsam mit 59 Kollegen haben die Wissenschaftler der Mission jetzt ihre gesammelten Erkenntnisse in gleich neun Artikeln in der Fachzeitschrift Earth and Planetary Science Letters veröffentlicht. Sie vergleichen unter anderem die Marsbedingungen mit einigen eher lebensfeindlichen Regionen auf der Erde und untersuchen die Konsequenzen für die mögliche Entstehung von Leben auf dem Mars.
Lebensfeindliche Bedingungen
Die Bedingungen im Hauptuntersuchungsgebiet des Rovers, der Meridiani Planum Region, waren, das zeigen die Daten, nicht gerade optimal für werdendes Leben: Extrem sauer, stark oxidierend und zeitweilig nass. „Leben, das in früheren Zeiten oder an anderen Stellen des Mars entstanden ist, könnte sich an die Bedingungen in Meridiani angepasst haben, aber die chemischen Reaktionen, die für die Entstehung des Lebens auf der Erde verantwortlich waren, können hier nicht abgelaufen sein“, erklärt Andrew Knoll von der Harvard Universität in Cambridge Massachusetts.
Die Wissenschaftler analysierten insbesondere die Daten über die sieben Meter hohen, geschichteten Sedimentgesteine im Inneren des so genannten „Endurance Kraters“. Die Schichten des Kraters entstanden wahrscheinlich in einer sehr veränderlichen Umwelt vor rund 3,5 bis vier Milliarden Jahren. Die Region könnte danach aus ausgedehnten Salzseen umgeben von Dünen bestanden haben und ähnelte damit dem heutigen Gebiet der White Sands in New Mexico auf der Erde.
Anpassung möglich, Entstehung eher nicht
Chemisch und mineralogisch dagegen ließe sich das Meridiani der damaligen Zeit eher mit dem Rio Tinto in Spanien vergleichen, einem extrem sauren, giftigen Habitat, in dem nur speziell angepasst Mikroben überdauern. Diese liefern den Forschern, darunter David Fernandez-Remolar vom Astrobiologischen Forschungszentrum Spaniens wichtige Hinweise drauf, ob und wie Organismen in der Frühzeit des Mars existiert haben können.
Die Mikroben des Rio Tinto stammen jedoch alle von Arten ab, die sich unter weit weniger extremen Bedingungen entwickelt haben. Wenn Miridiani in der Vergangenheit überhaupt Leben gehabt haben könnte, dann muss es, so die Schlussfolgerung der Forscher, sich höchstwahrscheinlich auch zunächst woanders auf dem Mars entwickelt haben.
“Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man über die Möglichkeit von Leben auf dem Mars spricht”, so Knoll. „Wir haben uns bisher nur einen winzigen Teil marsianischer Oberfläche näher angeschaut. Die geologischen Aufzeichnungen, die Opportunity geliefert hat, stammen nur aus einer relativ kurzen Periode der langen marsianischen Geschichte.“
(NASA/JPL, 30.11.2005 – NPO)