Erfolgreich gelandet, aber stumm: Die im Dezember 2003 auf dem Mars verschollene Landesonde Beagle 2 hat damals ihre Landung heil überstanden. Aufnahmen einer Kamera der NASA-Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter zeigen, dass das kleine Marslabor auf der Marsoberfläche steht, aber nicht alle Sonnensegel ausgefahren hat. Das erlaubt auch erstmals Rückschlüsse darauf, was damals schief lief und warum sich Beagle 2 nie wieder meldete.
Es sollte eigentlich ein in doppelter Hinsicht historischer Moment für die europäische Raumfahrt werden: Mit der Mission Mars Express im Jahr 2003 startete die ESA zum ersten Mal eine eigene Mission zu einem anderen Planeten. Der Lander Beagle 2 war zudem die erste Landeeinheit, die seit den Viking-Sonden der 1970er Jahre gezielt nach Spuren von Leben auf dem Roten Planeten suchen sollte.
Beagle 2 antwortet nicht
Doch während die Orbitersonde Mars Express alle Erwartungen übertraf und bis heute wertvolle Daten und Bilder aus dem Marsorbit liefert, endete der Missionsteil von Beagle 2 in einem Rätsel. Am 19. Dezember 2003 trennte sich der Lander planmäßig von seiner Muttersonde und flog in Richtung Marsoberfläche. Ein Hitzeschild sollte Beagle 2 nach dem Eintritt in die Marsatmosphäre abbremsen, kurz vor der Landung dämpfte dann eine Hülle aus mehreren Airbags den Aufprall. Nach Abstoßen der Airbags sollten sich die vier paddelförmigen Sonnensegel entfalten und der Lander seine Antenne ausfahren, um seine Ankunft zu melden – so der Plan.
Doch es kam anders: Beagle 2 meldete sich nicht mehr. „Wenn die Landesequenz korrekt verläuft, dann sendet die Sonde die Signal und man kann dieses nutzen, um den genauen Landeplatz zu orten – selbst wenn es nur ganz kurz sendet“, erklärt Alfred McEwen von der University of Arizona, Leiter des HiRISE-Kamerateams der NASA-Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter. „Doch im Fall von Beagle 2 bekamen wir gar nichts.“
Jahrelange Suche
Um das Schicksal der Landesonde aufzuklären, fahnden Forscher der NASA und ESA seit Jahren in den Kameraaufnahmen, die die verschiedenen Orbitersonden von dem geplanten Landegebiet von Beagle 2 machten. Doch dieses umfasst eine Fläche von 170 mal 100 Kilometern in der Eben Isidis Planitia. Auf dieser Fläche ein Objekt von wenigen Metern Größe zu finden, entspricht der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Doch in Aufnahmen vom 28. Februar 2013 und 29. Juni 2014 wurde Michael Croon, ehemaliges Mitglied des Mars Express-Teams der ESA fündig. „Er entdeckte etwas am Rand eines Bildes, aber der Kontrast war in diesem ersten Bild sehr schwach“, erklärt McEwen. Doch weitere Aufnahmen brachten Klarheit und zeigten einen changierenden hellen Fleck. „Das passte zu Beagle 2, denn seine Sonnensegel waren wie Blütenblätter arrangiert, jeder mit einem leicht anderen Winkel zur Sonne“, so McEwen. Dadurch reflektiert jeder das Licht ein wenig anders.
Geglückte Landung, aber Defekt am Sonnensegel?
In den Aufnahmen ist zu erkennen, dass Beagle 2 möglicherweise nur zwei oder drei seiner Sonnensegel ausgeklappt hat. Nach Ansicht der britischen Raumfahrtbehörde, die damals für den Lander verantwortlich war, könnte dies der Grund sein, warum sich Beagle 2 nach seiner Landung nicht mehr meldete: Nur wenn alle Sonnensegel ausgeklappt sind, kann die Antenne ausgefahren und der Funkkontakt hergestellt werden.
Alle bisherigen Daten sprechen dafür, dass Beagle 2 demnach zwar erfolgreich auf dem Roten Planeten landete, dann aber keinen Kontakt zu Erde mehr aufnahmen konnte. Die Forscher vermuten, dass entweder ein Airbag nicht abgesprengt wurde und so das Ausklappen aller Sonnensegels verhinderte, oder dass ein Teil des Ausklappmechanismus beim Aufprall beschädigt wurde. Die Forscher wollen nun gezielt weitere Aufnahmen des Landers erstellen, um herauszufinden, was genau mit Beagle 2 bei und nach seiner Landung geschah.
(University of Arizona/ University of Leicester, 19.01.2015 – NPO)