Kosmisches Billardspiel: Die turbulente Plasmascheibe im Herzen aktiver Galaxien könnte eine Schlüsselrolle für die Verschmelzung stellarer Schwarzer Löcher spielen – und einige ungewöhnliche Kollisionen erklären. Denn das rasende Plasma reißt diese Sternenreste mit sich und kann ganze Serien-Karambolagen Schwarzer Löcher hervorrufen, wie Astronomen in „Nature“ berichten. Das könnte ungewöhnlich massereiche und exzentrische Verschmelzungen erklären.
Spätestens seit dem ersten Nachweis von Gravitationswellen ist klar, dass stellare Schwarze Löcher miteinander verschmelzen können. Gängiger Theorie nach passiert dies vor allem dann, wenn in engen Doppelsternsystemen beide Partner das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben und zum Schwarzen Loch kollabiert sind. Ihre gegenseitige Anziehungskraft bringt die beiden Partner dann auf einen spiraligen Kollisionskurs, der sie schließlich verschmelzen lässt.

Kollision passt nicht zur Theorie
Das Problem jedoch: Inzwischen haben die Observatorien LIGO und Virgo schon mehrere solcher Verschmelzungen detektiert, die nicht ins gängige Schema passen. Darunter auch das 2019 detektierte Ereignis GW190521. „Dieses Ereignis ist eine der bislang überraschendsten Entdeckungen“, sagt Koautor Imre Bartos von der University of Florida. Zum einen waren die beiden beteiligten Schwarzen Löcher weit massereicher als sie es sein dürften.
Zum anderen passte auch ihr Orbit nicht ins gängige Bild: „Die Massen und Spins dieser Schwarzen Löcher waren schon unerwartet, aber noch überraschender war, dass sie sich auf dem Weg zu ihrer Verschmelzung nicht in einem kreisförmigen Orbit umkreisten“, erklärt Bartos. Stattdessen waren die Bahnen beider Partner exzentrisch, wie nähere Analysen erst kürzlich ergaben. Ungewöhnlich ist dies deshalb, weil die starke gegenseitige Anziehungskraft solcher Objekte normalerweise auch ihren Orbit einebnet.