Wachsende Entfremdung: Der Kontakt zu künftigen Astronauten auf dem Mond oder Mars könnte mit zunehmender Missionsdauer schwieriger werden, wie Crew-Isolations-Experimente nahelegen. Demnach werden die Astronauten gegenüber der Bodenstation immer „maulfauler“ und der Kontakt spärlicher und weniger offen. Dafür wachsen die Crew-Mitglieder mit der Zeit enger zusammen und ihre Psychologie und Kommunikation gleichen sich an. Das spreche für eine zunehmende Eigenständigkeit und Unabhängigkeit künftiger Kolonisten, so die Forscher.
Ob lunare Raumstation, Mondbasis oder eine Langzeitmission zum Mars: Nachdem die bemannte Raumfahrt sich jahrzehntelang auf den Erdorbit beschränkte, soll es in naher Zukunft weiter hinaus gehen. Das aber bedeutet auch, dass Astronauten künftig weit isolierter als in der Erdumlaufbahn unterwegs sein werden: Die größeren Entfernungen sorgen für Zeitverzögerungen bei der Kommunikation, erschweren Hilfe und Nachschublieferungen und erfordern daher eine weit größere Eigenständigkeit der Crews.

Wie sich eine Langzeitmission zum Mond oder Mars auf die Psyche und das Sozialleben von Astronauten auswirkt, untersuchen Wissenschaftler schon seit längerem mithilfe von Isolations-Experimenten. In diesen leben und arbeiten Testpersonen über Wochen oder Monate hinweg als „Astronauten“ in Nachbauten künftiger Raumkapseln oder Raumstationen – völlig abgetrennt von der Umgebung. Der Kontakt zur Außenwelt beschränkt sich auf den größtenteils zeitverzögerten Funkverkehr mit der „Bodenstation“.
Mars-500: Entfremdung von der Außenwelt
Erste Folgen dieser Isolation zeigten sich bereits beim Mars-500-Experiment in Moskau. Bei diesem hatten sechs Teilnehmer 520 Tage lang eine Marsmission simuliert – inklusive einer Landung, Andockmanövern und der bis zu 20 Minuten langen Verzögerung der Kommunikation mit der Außenwelt. Im Verlauf der Mission führte dies dazu, dass die Besatzung immer seltener mit der Bodenstation sprach und der Informationsgehalt der Kommunikation stark nachließ.