Im Visier eines Schwerkraftgiganten: Das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße könnte einen Strahlenkegel besitzen, der direkt auf unsere Erde zeigt. Indizien dafür haben Astronomen entdeckt, als sie Sagittarius A* mit einem weltumspannenden Netzwerk von Radioteleskopen beobachteten. Demnach kommt die Radiostrahlung des Schwarzen Lochs aus einer überraschend kleinen, symmetrischen Quelle – das wäre für einen auf uns zeigenden Jet typisch.
Im Zentrum unsere Milchstraße sitzt ein unsichtbarer Schwerkraftgigant: das massereiche Schwarze Loch Sagittarius A*. Es umfasst rund vier Millionen Sonnenmassen, doch seine genaue Gestalt ist bisher verborgen. Nur bei Strahlenausbrüchen, durch die von ihm ausgehenden Magnetfelder und Teilchenströme können Astronomen die Merkmale dieses Schwarzen Lochs erkunden. Wie groß der Ereignishorizont von Sagittarius A* ist, konnten sie erst im Oktober 2018 mithilfe des GRAVITY-Teleskops in Chile näher eingrenzen.
Hat unser Schwarzes Loch einen Jet?
Doch eine Frage gibt den Astronomen noch immer Rätsel auf: Woher kommt die starke Radioemission unseres Schwarzen Lochs? Theoretisch kommen zwei Erklärungen in Frage: Es könnte sich um diffuse Strahlung handeln, die von dem um den Ereignishorizont kreisenden Material abgegeben wird. Sagittarius A* könnte aber auch einen bisher unerkannten Jet besitzen – ein gerichtetes Bündel stark beschleunigter Teilchen und Strahlung.
Das Problem: Ein diffuser Nebel aus heißem Gas streut die Radiosignale von Sagittarius A* und erschwert damit genauere Beobachtungen. Jetzt jedoch hat der größte Teleskopverbund der Erde zumindest einen Teil dieses Nebels gelüftet. Sara Issaoun von der Radboud-Universität in Nijmegen und ihr Team haben dafür das ALMA-Radioteleskop in Chile mit Radioteleskopen in aller Welt zusammengekoppelt, so dass eine virtuelle Antenne von fast Erdgröße entstand.