Das kosmische Drama fiel aus: Die Gaswolke G2 raste in diesem Frühjahr haarscharf am Schwarzen Loch im Herzen der Milchstraße vorbei – und blieb überraschenderweise heil, statt wie erwartet zerfetzt zu werden. Des Rätsels Lösung liefern nun Astronomen, die das Ganze genauer beobachtet haben. Demnach versteckt sich in der Gaswolke ein frisch verschmolzener Stern. Seine Masse hat die Wolke trotz der enormen Anziehung des Schwarzen Lochs zusammengehalten.
Eigentlich schien ihr Schicksal besiegelt: Astronomen entdeckten im Jahr 2011 eine kosmische Gaswolke, die fast auf Kollisionskurs mit dem Schwarzen Loch im Herzen der Milchstraße war. Den Berechnungen nach würde sie sich diesem im Frühjahr 2014 bis auf rund 40 Milliarden Kilometer nähern – nahe genug, um die enormen Schwerkraftwirkungen von Sagittarius A* zu spüren zu bekommen und von ihnen zerrissen zu werden. Denn die rund 280 Grad Celsius heiße Gaswolke aus Wasserstoff und Helium hatte diesen Kräften wenig entgegenzusetzen, so glaubte man.
Das kosmische Drama blieb aus
Entsprechend gespannt richteten die Astronomen im Frühjahr ihre Teleskope auf die Geschehnisse im galaktischen Zentrum. Unter ihnen war auch das Team von Andrea Ghez von der University of California in Los Angeles. Sie nutzten die hochauflösende adaptive Optik des W.M. Keck Observatoriums auf Hawaii, um die vermeintliche Gaswolke G2 von März bis August 2014 zu beobachten. Mit Hilfe spektrometrischer Analysen trennten sie die schwächere Strahlung von G2 von dem helleren Leuchten von Sagittarius A* ab und konnten so genau verfolgen, wie es dem Objekt bei der Passage erging.
Das Ergebnis aber widersprach allen Erwartungen: „G2 hat die größte Annäherung an das Schwarze Loch als kompakte, nicht weiter zergliederte Lichtquelle überstanden“, berichten die Astronomen. Statt zu zerfasern und einen Teil seines Gases zu verlieren, blieb das Objekt weitestgehend intakt und schien seinen Weg weiter fortzusetzen.