Ein kleiner Blitz erleuchtete die Mondoberfläche, als die Sonde SMART 1 der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) am 3. September 2006 im Gebiet „Lake of Excellence“ des Mondes aufschlug. Dieser geplante Aufprall bildete den erfolgreichen Abschluss einer rund eineinhalb Jahre dauernden Mission, auf der sowohl innovative Raumfahrttechnologien getestet als auch eingehende wissenschaftliche Untersuchungen des Mondes durchgeführt wurden. Nun geht es daran, die Fülle an Daten zur Entstehungsgeschichte des Trabanten auszuwerten sowie ein umfassendes Monddatenarchiv aufzubauen.
„Das durch die große Fülle von in den nächsten Monaten und Jahren zu analysierenden SMART 1-Daten hinterlassene Erbe ist ein wertvoller Beitrag zur Mondforschung zu einem Zeitpunkt, an dem die Welt wieder Interesse an der Exploration des Mondes zeigt“, erklärte Bernard Foing, SMART 1-Projektwissenschaftler der ESA und fügte hinzu: „Die mit SMART 1 angestellten Messungen stellen die Theorien des gewaltsamen Entstehens des Mondes und seiner Entwicklung in Frage.“ Der Mond könnte vor 4,5 Milliarden Jahren durch den Einschlag eines Asteroiden von der Größe des Mars auf der Erde entstanden sein. „SMART 1 hat große und kleine Einschlagkrater kartiert, die vulkanischen und tektonischen Prozesse, die den Mond geformt haben, analysiert, die geheimnisvollen Pole untersucht und Gebiete für künftige Explorationen erforscht“, so Foing.
Monddatenarchiv im Aufbau
„Die Entscheidung der ESA, den wissenschaftlichen Teil der Mission SMART 1 um ein Jahr zu verlängern, hat es den Instrumentenwissenschaftlern ermöglicht, ausführlich eine Reihe innovativer Beobachtungsmodi am Mond zu verwenden“, fügte Gerhard Schwehm, der SMART 1-Missionsleiter der ESA hinzu. Neben einfachen Nadir-Beobachtungen, bei denen man vertikal nach unten auf den Mond blickt, wurden Zielpunktobservationen, Spot-pointing und Beobachtungen im so genannten Pushbroom-Modus durchgeführt. „Das war harte Arbeit für die Missionsplaner, aber das Monddatenarchiv, das wir nur aufbauen, ist wirklich beeindruckend.“
„SMART-1 war auch aus technologischer Sicht ein riesiger Erfolg“, sagte der ESA-Projektleiter für SMART-1, Guiseppe Racca. Hauptziel der Mission war die erstmalige Erprobung eines Ionentriebwerks im Weltraum für einen interplanetaren Flug und die Einbringung in die Umlaufbahn um einen anderen Himmelskörper in Kombination mit Manövern zur Nutzung des Gravitationsbeschleunigungseffekts.
Technische Ziele erreicht
Mit SMART-1 wurden auch künftige interplanetare Kommunikationstechniken für Raumfahrzeuge, Techniken zu deren selbständiger Navigation und miniaturisierte wissenschaftliche Instrumente getestet, die bei der Untersuchung des Mondes erstmals eingesetzt wurden. „Es ist eine große Genugtuung, festzustellen, in welchem Maße die technologischen Ziele der Mission erreicht wurden und gleichzeitig Mondwissenschaft auf hohem Niveau betrieben werden konnte“, fügte Racca hinzu.
„Der Betrieb von SMART 1 war eine sehr komplexe, aber lohnenswerte Aufgabe“, erklärte Octavio Camino-Ramos, der Betriebsleiter der ESA für SMART-1. „Die lange spiralförmige Flugbahn um die Erde zur Erprobung des solarelektrischen Antriebs mit geringem Schub, die lange Strahlungseinwirkung, die von den Schwerefeldern des Erde-Mond-Systems verursachten starken Störungen und schließlich die Einbringung in eine für wissenschaftliche Untersuchungen ideale Mondumlaufbahn haben uns wertvolle Erfahrungen auf dem Gebiet der Navigationstechniken für Schwachschubantriebe sowie innovativer Betriebskonzepte beschert: Telemetrieverteilung und warnungen über das Internet und ein hohes Maß an Automatisierung der Betriebsabläufe am Boden – ein bemerkenswerter Maßstab für die Zukunft.“
(ESA, 05.09.2006 – AHE)