Der Ringplanet bekommt einen neuen Trabanten: Astronomen haben im hellen A-Ring des Saturn eine auffallende Turbulenz entdeckt, die auf die Bildung eines jungen Mondes hindeutet. Das „Peggy“ getaufte Objekt ist nur rund einen Kilometer groß und entstand wahrscheinlich aus den Eispartikeln des Ringes. Die Astronomen hoffen, bei der nächsten Passage der Raumsonde Cassini ein direktes Bild des neuen Minimonds zu erhaschen.
Der Ringplanet Saturn hat an Monden keinen Mangel: 62 solcher Trabanten sind bisher bekannt, sie rangieren von Riesen wie Titan und Enceladus bis zu schmächtigen Brocken. Die meisten von ihnen bestehen aus Eis, ähnlich wie auch die Ringe. Deshalb vermuten Forscher schon lange, dass Ringe und Monde eng miteinander verknüpft sind: Monde können sich aus zusammengeballten Ringpartikeln bilden, umgekehrt entstehen neue Ringe, wenn ein Mond zerbricht.
Seltenes Ereignis
Bei einer solchen Mondentstehung buchstäblich in der ersten Reihe ist zurzeit die NASA-Raumsonde Cassini. Sie kreist im Saturnsystem und fing letztes Jahr verräterische Turbulenzen im A-Ring des Planeten ein. Wie sich zeigte, ist eine Stelle am Außenrand des Rings 20 Prozent heller als der Rest und verdickt. Diese Störung ist 1.200 Kilometer lang und rund zehn Kilometer breit, wie NASA-Forscher berichten. Sie vermuten, dass Schwerkrafteffekte eines noch verborgenen Objekts dafür verantwortlich sind – eine neu entstandenen Mondes.
„Wir haben so etwas noch nie zuvor gesehen“, sagt Erstautor Carl Murray von der Queen Mary University of London. „Das Objekt verlässt gerade die Ringe und macht sich auf, um ein Mond zu werden.“ Die Geburt eines solchen neuen Mondes sei im heutigen Sonnensystem ein sehr seltenes Ereignis. Die Forscher schätzen, dass der neue Minimond nur rund einen Kilometer Durchmesser besitzt und vermutlich nicht weiter wachsen wird. Es sei nicht ausgeschlossen, dass er sogar wieder zerfällt.
Hoffen auf 2016
Das weitere Schicksal des Minimondes „Peggy“ kann Cassini allerdings erst wieder im Herbst 2016 genauer verfolgen. Denn dann wird sich die Sonde näher an den Außenrand des A-Rings bewegen und könnte dann auch einen Blick auf den Mond selbst erhaschen.
Der kleine Mond ist für die Planetenforscher eine einmalige Chance, mehr über die Entstehung von planetaren Trabanten zu erfahren. Schon länger vermutet man, dass selbst die großen Monde des Saturn, Enceladus und Titan, einst in massereichen Ur-Ringen nahe am Planeten geformt wurden. Anschließend wanderten sie weiter nach außen auf ihre heutigen Positionen. Als die Ringe immer dünner und materieärmer wurden, bildeten sich dann immer kleinere Brocken, bis die Mondbildung allmählich aufhörte.
(NASA, 15.04.2014 – NPO)