Raumfahrt

NASA-Raumsonde „Europa Clipper“ ist unterwegs

Mission soll potenziell lebensfreundlichen Ozean unter der Eiskruste des Jupitermonds erkunden

Europa Clipper am Jupitermond Europa
Die NASA-Raumsonde Europa Clipper soll den subglazialen Ozean des Jupitermonds Europa erkunden: Gibt es dort vielleicht außerirdisches Leben? © NASA/JPL-Caltech

Start geglückt: Die NASA-Raumsonde „Europa Clipper“ ist gestern Abend von Cape Canaveral zu ihrer fast drei Milliarden Kilometer weiten Reise gestartet. Ihr Ziel ist der Jupitermond Europa, unter dessen Eiskruste ein potenziell lebensfreundlicher Ozean liegt. In ihm könnte es sogar einfaches außerirdisches Leben geben – die nötigen Voraussetzungen gäbe es dafür. Europa Clipper soll dies nach ihrer Ankunft im Jupitersystem im Jahr 2030 genauer erforschen.

Der Jupitermond Europa gilt als einer der vielversprechendsten Orte für außerirdisches Leben im Sonnensystem. Denn unter seiner Eiskruste gibt es einen 100 bis 150 Kilometer tiefen, von Strömungen durchzogenen Ozean aus flüssigem Salzwasser – er enthält mehr Wasser als alle Meere der Ede zusammen. Angewärmt wird dieser subglaziale Ozean von Gezeitenkräften des Gasriesen Jupiter, es könnte aber auch Vulkane und hydrothermale Schlote am Grund des Europameeres geben. Sie liefern die für Leben nötigen Nährstoffe und Minerale.

Querschnitt durch Europas Eiskruste
Wie sieht es unter der Eiskruste des Jupitermonds Europa aus? Wie lebensfreundlich ist der subglaziale Ozean? Diese Fragen soll der Europa Clipper beantworten. © NASA/JPL-Caltech

Auch wenn die Oberfläche des Jupitermonds Europa frostige minus 160 Grad kalt ist, könnte sich in seinem Inneren demnach eine habitable Zone befinden – ein Refugium für Leben, das in seinen Merkmalen durchaus Ähnlichkeit mit der irdischen „Ursuppe“ haben könnte.

Auf dem Weg ins Jupitersystem

Wie lebensfreundlich der Ozean unter Europas Kruste wirklich ist, soll die jetzt gestartete NASA-Raumsonde „Europa Clipper“ herausfinden. Gestern Abend um 18:06 Uhr unserer Zeit hob die Sonde an Bord einer Falcon-Heavy-Trägerrakete von SpaceX in Cape Canaveral ab. Obwohl ihr Start wegen des Hurrikans Milton um einige Tage verschoben werden musste, verlief nun alles planmäßig. Fünf Minuten nach dem Anheben zündete die zweite Brennstufe und die Nutzlastkapsel öffnete sich. Eine Stunde nach dem Start trennte sich Europa Clipper von der Trägerrakete und fliegt seither allein weiter zum Jupitersystem.

„Wir sind begeistert, Europa Clipper nun auf ihre Reise zu einer potenziell lebensfreundlichen Ozeanwelt zu schicken“, sagt Laurie Leshin, Direktorin des Jet Propulsion Laboratory der NASA in Kalifornien. „Der Europa Clipper wird sicher unglaubliche wissenschaftliche Ergebnisse liefern.“ Bevor es soweit ist, wird die Raumsonde jedoch in zwei nahen Vorbeiflügen am Mars und an der Erde Schwung für ihre fast drei Milliarden Kilometer lange Reise ins äußere Sonnensystem holen.

Europa-Erkundung mit neun Instrumenten

Im April 2030 soll Europa Clipper das Jupitersystem erreichen und zunächst mehrfach den Jupiter umkreisen sowie nah am größten Jupitermond Ganymed vorbeifliegen. Erst dann wird die Sonde in einem exzentrischen Orbit einschwenken, der sie immer wieder nah an Europa vorbeiführt. Um den Jupitermond und seinen Ozean zu erkunden, hat sie neun wissenschaftliche Instrumente an Bord. Unter ihnen sind neben mehreren Kameras und Spektrometern auch ein Radar, mit dem die Sonde die Dicke und Struktur der Eiskruste ermitteln soll.

Außerdem besitzt der Europa Clipper ein Massenspektrometer und einen Staubdetektor. Beide sollen dabei helfen, aus den Gasen und ins All geschleuderten Staubteilchen Hinweise zur chemischen Zusammensetzung von Eiskruste und subglazialem Ozean zu sammeln. Dies könnte unter anderem klären, ob es komplexere organische, kohlenstoffhaltige Moleküle in Europas Ozean gibt. Mit einem Magnetometer und einem Plasmainstrument wird die Raumsonde zudem den Einfluss der Strahlung und Magnetosphäre des nahen Jupiter auf Europa messen.

Um seine Instrumente und den Bordcomputer mit Strom zu versorgen, ist der Europa Clipper mit den größten Sonnensegeln ausgestattet, die je auf einer interplanetaren Mission ins All geflogen sind: Sie haben eine Spannweite von 30,50 Metern. Insgesamt bringt die Raumsonde stattliche 5,9 Tonnen auf die Waage – auch das ein Rekord.

Die Europa-Clipper-Mission und ihre Ziele.© NASA/ Jet Propulsion Laboratory

JUICE und Clipper erkunden im Doppelpack

„Wir könnten kaum gespannter sein auf die unglaublichen und beispiellosen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die die Europa-Clipper-Mission gewinnen wird“, sagt NASA-Administrator Bill Nelson. „Indem Europa Clipper das Unbekannte erkundet, wird die Sonde uns helfen zu verstehen, ob es das Potenzial für extraterrestrisches Leben nicht nur in unserem Sonnensystem, sondern auch auf den Milliarden Monden und Planeten jenseits unserer Sonne gibt.“

Mit Europa Clipper werden in den 2030er Jahren dann gleich zwei Raumsonden die eisigen Monde des Jupiters erkunden – und sich gegenseitig optimal ergänzen. Denn schon im April 2023 ist die ESA-Raumsonde JUICE (JUpiter ICy Moons Explorer) in Richtung Jupitersystem gestartet. Ihr Fokus wird aber auf der Erforschung von Ganymed, dem größten Mond des Sonnensystems liegen. Auch bei diesem wird ein Ozean unter der Eiskruste vermutet.

NASA Jet Propulsion Laboratory

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