Astronomen haben erstmals eine neue Art von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Die „Neuen“ sind nur rund zehn bis 20 Mal so groß wie die Erde und damit etwa so groß wie der Planet Neptun. Alle zuvor nachgewiesenen waren Gasriesen mindestens von der Größe Jupiters. Einer der neuen Exoplaneten bildet gemeinsam mit drei anderen, schon früher entdeckten Planeten das erste eindeutig nachgewiesene extrasolare Vierplanetensystem.
Die zwei neuen Planeten wurden vom renommierten Planetenjäger-Team Paul Butler und Geoffrey Marcy vom Carnegie Institut of Washington und der Universität von Kalifornien, sowie von Barbara McArthur von der Universität von Texas gefunden. Bisher kennt man fast 140 extrasolare Planeten – aber bisher alles Gasriesen. “Diese Neptun-großen Planeten beweisen, dass Jupitergröße Gasriesen nicht die einzige Planetensorte dort draußen sind”, erklärt Marcy. Butler ergänzt: „ Wir beginnen immer kleinere und kleinere Planeten zu sehen. Erd-ähnliche Planeten sind unser nächstes Ziel.“
Auf Tuchfühlung mit Zentralstern
Beide neuen Planeten liegen sehr nahe an ihrem Zentralstern und brauchen nur wenige Tage für eine Umrundung. Der erste Planet umkreist einen kleinen Stern namens Gliese 436 alle zweieinhalb Tage in einem Abstand von nur 4,1 Millionen Kilometern. Er ist der zweite bekannte Planet überhaupt um einen so genannten M-Zwerg, einen massearmen Stern von nur vier Zehnteln der Sonnengröße. Gliese 436 liegt rund 30 Lichtjahre entfernt von der Erde in der Konstellation Löwe – quasi in unserem galaktischen Hinterhof.
Der zweite Planet, entdeckt von McArthur, rast in knapp drei Tagen um den Stern 55 Cancri, in einer Entfernung von ebenfalls nur 5,6 Millionen Kilometern. Weiter außen umkreisen drei weitere Planeten diesen rund 55 Milliarden Jahre alten Stern. Er liegt 41 Lichtjahre entfernt im Sternbild Krebs und leichter als die Sonne. „55 Cancri ist ein hervorragendes Labor für das Studium der Entwicklung und Bildung von Planetensystemen“, erklärt McArthur.
Gestein statt Gas?
Weil die neuen Planeten kleiner sind als Jupiter, könnte es sein, dass sie im Gegensatz zu diesem aus Gestein oder Gestein und Eis bestehen. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnten sie sich wie die Erde durch allmähliche Akkumulation von steinigen Weltraumbrocken gebildet haben. „Ein Planet in der Größe Neptuns könnte nicht genügend Massen haben, um Gas festzuhalten, aber zu diesem Zeitpunkt wissen wir das noch nicht“, so Butler.
Entdeckt wurden die Planeten mithilfe der so genannten „radial velocity“ Technik, bei das leichte Taumeln des Zentralsterns, das durch die Anziehungskraft der Planeten erzeugt wird, die Präsenz der Trabanten verrät. Die Wissenschaftler fanden ihre extrasolaren Planeten durch die Beobachtung von hunderten von naheliegenden Sternen mithilfe des W.M. Keck Observatoriums auf Hawaii und des Hobby- Eberly am McDonald Observatorium in West Texas.
(NASA JPL, 02.09.2004 – NPO)