Sonnensystem

Neue Überraschung bei Asteroid Dinkinesh

Von Raumsonde Lucy entdeckter Asteroidenmond besteht aus zwei sich berührenden Teilen

Dinkinesh und Doppelmond
Diese Aufnahme der Raumsonde Lucy enthüllt, dass der gerade erst entdeckte Trabant des Asteroiden Dinkinesh aus zwei sich berührenden Brocken besteht. © NASA/Goddard/SwRI/ Johns Hopkins APL

Doppelter Trabant: Vor wenigen Tagen erst entdeckte die NASA-Raumsonde Lucy einen unerwarteten Begleiter bei ihrem Vorbeiflug am Asteroiden Dinkinesh. Jetzt enthüllen neue Aufnahmen etwas noch Erstaunlicheres: Der neuentdeckte Asteroidenmond ist ein Doppelobjekt – er besteht aus zwei sich berührenden, aber nicht fest miteinander verschmolzenen Brocken. Ein solches Doppelpack ist noch nie zuvor als Begleiter eines anderen, größeren Asteroiden beobachtet worden.

Eigentlich sollte der Vorbeiflug an dem rund 700 Meter großen Hauptgürtelasteroiden Dinkinesh ein bloßer Test sein: Auf ihrem Weg zur Erkundung der Trojaner-Asteroiden des Jupiter sollte die NASA-Raumsonde Lucy ihr Trackingsystem ausprobieren – das System, mit dem sie bei den Asteroidenpassagen ihre Instrumente und Kameras so ausrichtet, dass sie den Asteroiden immer im Blick behalten.

Als die Sonde am 2. November 2023 ihre ersten Bilder von Dinkinesh zur Erde schickte, zeigte sich Überraschendes: Hinter dem Asteroiden hatte sich ein kleinerer Begleiter versteckt – ein Asteroidenmond.

Lucy und das Dinkinesh-System
Die Perspektive machts: In der ersten Aufnahme (A) von Lucys Vorbeiflug an Dinkinesh erschien dessen Trabant als kompakter, rundlicher Mond. Im Rückblick (B) entpuppte er sich jedoch als Kontakt-Doppelsystem. © NASA/Goddard/SwRI, Johns Hopkins APL, APL/NOIRLab

Asteroiden-Trabant ist ein Doppelbrocken

Doch jetzt haben weitere Aufnahmen der Raumsonde noch Erstaunlicheres enthüllt: Der rund 220 Meter kleine Asteroidenmond ist kein einzelnes kompaktes Objekt, wie es in den ersten Bildern schien. Stattdessen ist er ein Doppelmond aus zwei rundlichen, gleichgroßen Brocken. Diese scheinen sich zu berühren, sind aber möglicherweise nicht miteinander verschmolzen. Planetenforscher sprechen in einem solchen Fall von einem Kontakt-Doppelsystem.

„Wir hätten nie etwas so Bizarres erwartet“, sagt Lucy-Projektmitglied John Spencer vom Southwest Research Institute. „Wir haben bisher nur wenige solcher Kontakt-Doppelsysteme von Nahem gesehen – und noch nie eines, das um einen anderen Asteroiden kreist.“ Sichtbar wurde die Doppelnatur von Dinkineshs Begleiter erst in den Aufnahmen, die Lucys Kamera nach ihrer Passage beim Blick zurück auf das System machte. Erst dann enthüllte die veränderte Perspektive den zweiten Brocken.

Form und Entstehung des Kontakt-Doppelsystems noch ein Rätsel

Noch ist wenig Näheres über das neuentdeckte Kontakt-Doppelsystem bekannt. Aber allein die Tatsache, dass ein solcher Doppelbrocken um den Asteroiden kreist, sei überraschend. „Ich hätte nie erwartet, dass dieses System so aussieht“, sagt der wissenschaftliche Leiter der Lucy-Mission, Hal Levison vom Southwest Research Institute. „Vor allem verstehe ich nicht, warum die beide Komponenten des Trabanten so gleiche Größen haben. Da wird die Wissenschaftlergemeinde Freude damit haben, das herauszufinden.“

Noch hat die Raumsonde Lucy nicht alle Daten und Aufnahmen von ihrem Vorbeiflug an Dinkinesh zur Erde zurückgeschickt. Möglicherweise können die noch kommenden Daten daher weiteren Aufschluss über den doppelten Mond des Asteroiden geben. „Es ist wundervoll, wenn die Natur uns mit einem neuen Rätsel überrascht“, sagt Tom Statler von der NASA. „Wissenschaft bringt uns dazu, Fragen zu stellen, von denen wir vorher gar nicht wussten, dass es sie gibt.“

Lucy ist nach ihrer Passage an Dinkinesh inzwischen wieder unterwegs Richtung Erde, wo sie Anfang 2024 noch einmal Schwung holen wird, bevor sie wieder zum Asteroidengürtel zurückkehrt und dort 2025 ihren nächsten Asteroiden, Donaldjohanson, passieren und untersuchen wird. 2027 wird die Raumsonde dann bei den Trojanern des Jupiter ankommen.

Quelle: NASA, Southwest Research Institute

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