Vor wenigen Tagen war es soweit: Die NASA-Raumsonde New Horizons hat die Entfernungsgrenze von 50 astronomischen Einheiten überschritten. Sie ist nun mehr als 50-mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde und erreicht damit Regionen des Alls, in denen zuvor nur die Voyager- und Pioneer-Sonden unterwegs waren. Erstmals hat sie zudem ihre Kamera auf die Position von Voyager 1 gerichtet.
Die im Januar 2006 gestartete NASA-Raumsonde New Horizons hat einzigartige Ansichten und Daten vom Außenrand unseres Sonnensystems geliefert: Ihr Vorbeiflug am Pluto im Juli 2015 enthüllte eine verblüffend dynamische Welt mit Wolken, Gebirgen, Schneefall und fließenden Gletschern. 2019 schickte die Sonde erste Nahaufnahmen des transneptunischen Brockens Arrokoth. Von ihrer Warte im Kuipergürtel konnte sie zudem erstmals genauer messen, wie dunkel das Weltall fern der Sonne ist.
Meilenstein erreicht
Jetzt hat die New-Horizons-Sonde einen neuen Meilenstein ihrer Reise erreicht: Am 17. April 2021 passierte sie die Entfernung von 50 astronomischen Einheiten. Sie ist nun 50-mal weiter von der Sonne entfernt als unsere Erde und erreicht damit einen Bereich des Weltraums, in dem vor ihr erst vier andere Raumsonden waren: die schon verstummten Sonden Pioneer 10 und 11 sowie die beiden noch aktiven Voyager-Sonden. Wegen ihres höheren Anfangstempos ist New Horizons jedoch die schnellste Raumsonde, die je in diese Entfernungen vorgedrungen ist.
New Horizons ist jetzt rund 7,5 Milliarden Kilometer von uns entfernt. In dieser Entfernung benötigen selbst die elektromagnetischen Wellen der Funksprüche sieben Stunden für einen Weg. „Es schwer sich eine so gewaltige Entfernung überhaupt vorzustellen“, sagt Alice Bowman, Operations Manager des Missionsteams am Johns Hopkins Applied Physics Laboratory. Vom Senden eines Befehls bis zur Empfangsbestätigung durch die Sonde vergehen 14 Stunden.
Blick auf Voyager 1
Aus Anlass ihres Meilensteins hat New Horizons ihre Kamera auf eine ihrer Nachbarinnen gerichtet: Sie machte ein Foto des Sternenfelds, in dem Voyager 1 ihre Bahn zieht. Seit 1977 ist sie im Weltraum unterwegs und passierte 2012 als erstes menschengemachtes Raumfahrzeug die Grenze zum interstellaren Raum. Heute ist Voyager 1 rund 151 astronomische Einheiten von der Sonne entfernt – und damit selbst für die scharfen Kameraaugen von New Horizons in dieser Aufnahme nicht direkt sichtbar.
„Das ist ein ergreifend schönes Bild für mich“, sagt Alan Stern, New-Horizons-Missionsleiter vom Southwest Research Institute. „Ein Flug durch unser gesamtes Sonnensystem, um Pluto und den Kuipergürtel so nah zu erkunden, hat vor New Horizons keine Mission geschafft.“ Zwar sind die Voyager-Sonden ihrem jüngeren Cousin einige Jahrzehnte voraus, aber den Objekten des Kuipergürtels ist keine von ihnen so nahe gekommen.
Die Reise geht weiter
Die Mission von New Horizons ist damit aber noch lange nicht zu Ende: Noch in diesem Sommer wird die NASA ein Software-Upgrade zur Sonde senden, um ihre wissenschaftlichen Instrumente auf den neuesten Stand zu bringen. Die von einem nuklearen Minireaktor angetriebenen Batterien werden noch bis mindestens in die 2030er Jahre hinein genügend Strom liefern, um die Raumsonde am Leben zu halten.
Quelle: NASA