Kosmische Katastrophe: Astronomen könnten den ersten klaren Beleg für eine Exoplaneten-Kollision gefunden haben. Indizien dafür liefern die rätselhaften Dichteunterschiede zweier Erdzwillinge um den Stern Kepler-107: Obwohl beide gleichgroß sind, ist der Gesteinsplanet Kepler-107c fast doppelt so schwer wie sein Nachbar. Ursache dafür muss eine dramatische Kollision sein, die diesem Exoplaneten einen Großteil seines steinigen Mantels entriss, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Astronomy“ berichten.
Junge Planeten leben gefährlich. Denn bis sich die Orbits aller Himmelskörper um ihren Stern stabilisiert haben, drohen immer wieder Kollisionen. Auch das frühe Sonnensystem hat wahrscheinlich einige solcher katastrophalen Zusammenstöße erlebt. Eine davon könnte den Uranus auf die Seite gekippt haben, ein anderer stoppte vorübergehend die Gasanreicherung des Jupiter. Und auch der Erdmond verdankt seine Existenz der Kollision der jungen Erde mit einem Protoplaneten.
Zwillingsplaneten um Kepler-107
Angesichts dieser dramatischen Geschichte unseres Sonnensystems liegt es nahe, dass ähnliche Kollisionen auch die Entwicklung von Planetensystemen um andere Sterne prägen. Doch eindeutige Belege dafür fehlten bisher. Nun jedoch könnten Aldo Bonomo vom Astrophysikalischen Observatorium in Turin und sein Team einen solchen Beleg gefunden haben – um den rund 1.700 Lichtjahre von uns entfernten Stern Kepler-107.
Dieser Stern wird von vier Planeten relativ eng umkreist – besonders interessant sind aber die beiden innersten Planeten. Denn Kepler-107b und Kepler-107c sind rein äußerlich gesehen fast Zwillinge: Mit rund 1,54 und 1,59 Erdradien sind beide nahezu gleich groß und beides vermutlich Gesteinsplaneten, wie die Astronomen feststellten. Auch ihre Orbits liegen nur wenig auseinander: 107b benötigt 3,18 Tage für einen Umlauf, 107c 4,9 Tage.