Himmlische Harmonie: Astronomen haben sechs Exoplaneten entdeckt, die ihren Stern in nahezu perfekter orbitaler Harmonie umkreisen. Die Umlaufzeiten der sechs Sub-Neptune bilden eine ungestörte Kette von 3/2 und 4/3-Bahnresonanzen – eine echte Seltenheit. Denn normalerweise sorgen Schwerkraftturbulenzen dafür, dass solche Resonanzen mit der Zeit verloren gehen. Doch das 100 Lichtjahre entfernte System HD 110067 überdauerte Milliarden Jahre in diesem ursprünglichen Resonanzzustand.
Wenn Planetensysteme entstehen, sind die Größen, Bahnen und Umlaufzeiten ihrer Mitglieder meist nicht zufällig verteilt. Zudem bewegen sich die Planeten bei jungen, frisch gebildeten Planetensystemen meist in harmonischer Resonanz um ihren Stern – ihre Umlaufzeiten stehen in einem durch einfache Brüche ausdrückbaren Verhältnis: 3/2, 4/3 oder auch 6/5. Im Sonnensystem sind beispielsweise Neptun und Pluto über eine 3/2-Resonanz verknüpft: Neptun benötigt für drei Umläufe die gleiche Zeit wie Pluto für zwei.
Allerdings bleiben diese Bahnresonanzen oft nicht lange erhalten: Die Schwerkrafteinflüsse von nahen Sternpassagen, großen Gasriesen oder andere Störungen verändern die Planetenbahnen und durchbrechen die harmonische Resonanz. Entsprechend selten sind Mehrplanetensysteme mit noch intakten Resonanzketten. „Nur rund ein Prozent aller Planetensysteme bleibt in einer solchen Resonanz“, erklärt Erstautor Rafael Luque von der University of Chicago. Eine der längsten bekannten Resonanzketten hat immerhin fünf von sechs Planeten in Bahnresonanz.

Verwirrendes Abschattungsmuster eines nahen Sterns
Jetzt haben Luque und sein Team eine echte Rarität entdeckt: Ein sechsteiliges Planetensystem, in dem alle Exoplaneten miteinander in Resonanz stehen. Die Planeten kreisen um den nur rund 100 Lichtjahre entfernten Stern HD 110067, einen hellen, sonnenähnlichen Stern von rund 80 Prozent der Größe und Masse unserer Sonne. Schon 2020 hatten Astronomen mithilfe des TESS-Weltraumteleskops regelmäßige Abschattungen des Sterns bemerkt, die auf die Präsenz mehrerer Planeten hindeuteten. Allerdings ergaben die Beobachtungen widersprüchliche Daten zu deren Umlaufzeiten.