Mysteriöse Abweichler: In der Milchstraße gibt es einige massereiche Sterne, die „unmöglich“ weit von ihrem Geburtsort entfernt liegen – sie hätten ausbrennen müssen, lange bevor sie ihre heutige Position erreichten. Welches Geheimnis hinter diesen Rätselsternen steckt, könnten Astronomen nun entdeckt haben. Demnach gehen diese Sterne auf zwei masseärmere und daher langlebigere Vorgänger zurück. Erst nach ihrer Wanderung aus der galaktischen Ebene heraus verschmolzen sie zu einem schweren, aber kurzlebigen Riesen.
Je massereicher ein Stern ist, desto kürzer ist seine Lebenszeit. Während unsere Sonne immerhin rund zwölf Milliarden lang strahlt, bevor sie ausbrennt, bleiben einem zehnfach schwereren Stern nur rund 35 Millionen Jahre. Das bedeutet auch, dass solche stellaren Riesen wenig Zeit haben, um von ihrem Bildungsort in eine andere Region der Galaxie zu wandern. Die meisten massereichen Sterne in der Milchstraße liegen daher in den dichter besiedelten Gebieten der galaktischen Hauptebene.
„Reisezeit“ länger als die Lebenszeit
Doch es gibt Ausnahmen – und diese dürften eigentlich gar nicht existieren. Denn diese massereichen Sterne finden sich so weit außerhalb der galaktischen Scheibe, dass sie eigentlich ausgebrannt sein müssten, bevor sie diese Position erreichten. „Diese Sterne sind so weit von ihrem Ursprungsort entfernt, dass ihre Wanderung länger als ihre Lebenszeit gedauert hätte“, erklärt Erstautor Douglas Gies von der Georgia State University.
Wie aber kann das sein? Um das herauszufinden, haben Gies und sein Team einen dieser Rätselsterne näher untersucht. HD93521 liegt rund 3.200 Lichtjahre unterhalb der galaktischen Scheibe und hat etwa die 17-fache Sonnenmasse. Aus Spektralanalysen seines Lichts schließen Astronomen, dass dieser stellare Riese erst rund fünf Millionen Jahre alt sein kann. Er ist damit eigentlich viel zu jung, um aus einer galaktischen Sternenwiege so weit nach außen gelangt zu sein.