Unerklärlich leicht: In einem Supernova-Überrest haben Astrophysiker den bisher leichtesten Neutronenstern entdeckt. Der schmächtige Sternenrest wiegt nur rund 0,77 Sonnenmassen und ist damit halb so schwer wie für Neutronensterne üblich. Das wirft die Frage auf, wie dieses Leichtgewicht entstehen konnte und was sich in seinem Inneren verbirgt. Denn die geringe Masse könnte auch auf exotische Materiezustände hindeuten, wie die Forschenden in „Nature Astronomy“ berichten.
Ein Neutronenstern entsteht, wenn ein massereicher Stern am Ende seines Lebenszyklus in einer Supernova explodiert. Übrig bleibt dann ein nur 20 bis 30 Kilometer großer Sternenkern, der aber die Masse von gut zwei Sonnen in sich vereinen kann. Die Dichte und der Druck im Inneren des Neutronensterns sind so hoch, dass selbst Atome zerfallen und nur Neutronen übrigbleiben. Im Kern bildet sich dadurch ein exotischer, superfluider Materiezustand.
„Besonders interessant ist die Beobachtung ungewöhnlich schwerer oder leichter Neutronensterne, weil sie die Bandbreite der zentralen Dichten ausweiten“, erklären Victor Doroshenko und seine Kollegen von der Universität Tübingen. Denn anhand solcher Extreme lassen sich die gängigen Modelle für das Innenleben solcher Sternenreste überprüfen.

Strahlendes Relikt in staubiger Hülle
Umso spannender ist ein Neutronenstern, den Doroshenko und sein Team nun näher untersucht haben. Der kompakte Sternenrest liegt in der leuchtenden Staub- und Gashülle eines Supernova-Überrests und wurde vor einigen Jahren mithilfe des Gammastrahlen-Observatoriums H.E.S.S. in Namibia entdeckt. Nachfolgende Beobachtungen mit Röntgenteleskopen bestätigten, dass es sich bei dem Objekt HESS J1731-347 um einen sich abkühlenden Neutronenstern handelte.