Früher Gigant: Astronomen haben eine ungewöhnlich ausgedehnte Großstruktur im frühen Kosmos entdeckt. Es handelt sich um einen aus rund 20 Galaxien bestehenden Bogen, der bereits vor rund zwölf Milliarden Jahren existierte. Der „Cosmic Vine“ – kosmische Weinranke – getaufte Galaxienverbund ist mehr als 13 Millionen Lichtjahre lang und damit größer als die meisten anderen Galaxienhaufen dieser Zeit, wie das Team berichtet. Überraschend ist auch, dass die beiden größten Galaxien im Verbund offenbar kaum noch Sterne bilden.
Galaxienhaufen gehören zu den größten Strukturen des Kosmos. Sie bestehen aus hunderten bis tausenden Galaxien, die durch Schwerkraftinteraktionen aneinandergebunden sind. Insgesamt können solche Galaxiencluster bis zu einer Billiarde Sonnenmassen in sich vereinen. Gängiger Annahme nach bildeten sich die Vorläufer dieser Giganten aus deutlich kleineren „Protoclustern“ im frühen Kosmos. Einige dieser frühen Cluster-Vorläufer waren jedoch überraschend massereich. Wie sie so schnell heranwachsen konnten, ist bisher unklar.

„Kosmische Weinranke“ aus 20 frühen Galaxien
Jetzt haben Astronomen um Shuowen Jin vom Cosmic Dawn Center in Dänemark eine weitere ungewöhnlich große Galaxien-Ansammlung im frühen Kosmos entdeckt. Sie trat zutage, als das Team Aufnahmen des NIRSpec-Spektrometers des James-Webb-Teleskops auswertete, um auf Basis der Rotverschiebung nach besonders alten Galaxien zu suchen. Im Himmelsareal zwischen den Konstellationen Großer Bär und Bärenhüter (Boötes) wurden sie fündig.
In rund zwölf Milliarden Lichtjahren Entfernung identifizierten die Astronomen eine aus rund 20 Galaxien bestehende, bogenförmige Großstruktur, die sie „Cosmic Vine“ – kosmische Weinranke – tauften. „Bemerkenswert ist, dass diese Struktur sehr lang ist: Sie ist rund 13 Millionen Lichtjahre lang, aber nur 650.000 Lichtjahre breit“, berichten Jin und sein Team. „Damit ist das Cosmic Vine signifikant größer als anderen kompakte Galaxiengruppen und Protocluster mit dieser Rotverschiebung.“